Europäische Kirchen kritisieren Abschiebepraxis in der EU

Liebfrauenberg (epd). Die evangelischen Kirchen in Europa haben vor einer Aushöhlung des Flüchtlingsschutzes in der EU gewarnt. Die in der Gemeinschaft praktizierte Abschiebung in so genannte «sichere Drittstaaten» unterlaufe die Mindestanforderungen an faire Verfahren für Flüchtlinge, sagte die Präsidentin der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, Elisabeth Parmentier, am Mittwoch im elsässischen Liebfrauenberg (Frankreich).

In einer gemeinsam mit der «Konferenz der Kirchen am Rhein» veröffentlichten Erklärung mahnt die Gemeinschaft Verbesserungen für den Flüchtlingsschutz in Europa an. Migration gehöre zur Menschheitsgeschichte und bilde ein «konstitutives Merkmal pluraler, moderner Gesellschaften», so die Kirchen. Innerhalb der EU gebe es jedoch Pläne, die Verantwortung zur Flüchtlingsaufnahme auf ärmere Staaten außerhalb der europäischen Gemeinschaft zu delegieren. Dies widerspreche den humanitären Anforderungen aus der Genfer Flüchtlingskonvention.

Die mehr als 80 Kirchenvertreter bei der Konsultation forderten insbesondere Verbesserungen bei der Zusammenführung von Flüchtlings- und Migrantenfamilien an. Die Familie als Grundform menschlichen Zusammenlebens bedürfe eines besonderen Schutzes, erklärten sie. Es sei unannehmbar, bei Flüchtlingen etwa den Familiennachzug an Wartefristen zu koppeln oder den Nachzug älterer Kinder zu beschränken.

Die Kirchengemeinschaft von 103 protestantischen Kirchen beriet seit Montag in Liebfrauenberg mit Vertretern evangelischer Kirchen aus der Schweiz, Österreich, Frankreich und Deutschland sowie den Benelux-Staaten über Herausforderungen von Migration und Flucht.

12. Mai 2004