Bischof Kähler mit Kolloquium zum 60. Geburtstag geehrt

Eisenach (epd). Der stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Christoph Kähler, ist mit einem Kolloquium zu «Bibel und Bildung» in Eisenach zu seinem 60. Geburtstag geehrt worden. Der EKD-Ratsvorsitzende, Wolfgang Huber, würdigte den Thüringer Bischof am Montag als «wichtige und unverkennbare Stimme» in der Diskussion um «aktuelle Existenzfragen der Kirche». Huber sprach vor zahlreichen Gäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft.

Kähler trage sowohl in Thüringen als auch als stellvertretender EKD-Ratsvorsitzender maßgeblich dazu bei, dass kirchliche Wortmeldungen von einer «biblisch begründeten Urteilsfähigkeit» bestimmt sind, sagte der Berliner Bischof Huber. Der am 10. Mai 1944 im sächsischen Freiberg geborene Kähler steht seit 2001 an der Spitze der Thüringer Landeskirche mit knapp 500.000 Kirchenmitgliedern. 2003 wurde der frühere Theologieprofessor stellvertretender EKD-Ratsvorsitzender.

Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) verwies auf einen engen Grundzusammenhang von Bibel und Bildung. Dieser sei heute jedoch vielen nicht mehr bewusst. Der Bischof der benachbarten Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack, erklärte, bei der Wahrnehmung ihres Bildungsauftrages in der Gesellschaft müssten sich die Kirchen stärker um eine verständliche und anschauliche Vermittlung ihres Anliegens bemühen.

10. Mai 2004

Portrait

Vom Elektromonteur zum Bischof

Von Thomas Bickelhaupt

Eisenach (epd). So viele Bischöfe, die einmal Handwerker waren, gibt es nicht. In der DDR allerdings erlernten viele spätere Theologen anfänglich einen anderen Beruf - oft auch weil ihnen der Zugang zu Abitur und Studium zunächst verwehrt wurde. Auch der stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Thüringer Landesbischof Christoph Kähler absolvierte vor seinem Theologiestudium zuerst eine Ausbildung als Elektromonteur. Am Montag (10. Mai) wird der Sachse Kähler 60 Jahre alt.

Als Kähler vor knapp drei Jahren sein Bischofsamt übernahm, verwies er in Eisenach auf die Herausforderungen für einen Bischof in einer zunehmend entkirchlichten Umgebung. Darin drückt sich das Amtsverständnis des früheren Leipziger Theologieprofessors aus. Für ihn sind die Kirchen notwendige Partner im offenen Diskurs der Gesellschaft. «Wir müssen die künstlich scharfe Grenze zwischen Kirche und Gesellschaft überwinden», sagt er.

Besonders zu Fragen der Friedensethik, der sozialen Gerechtigkeit und zu Menschenrechten meldete sich Kähler in den vergangenen Jahren immer wieder zu Wort. Dabei blieb er auch bei komplizierten Sachverhalten stets um differenzierte Aussagen bemüht, die sich einer wohlfeilen Schlagzeile zumeist entziehen. So gab er während des Irak-Krieges mit seiner doppelten Warnung vor «blindem Anti-Amerikanismus» und einer pauschalen Verurteilung des Islam den friedensethischen Debatten in den Kirchgemeinden neue Impulse.

Kähler steht für einen vorurteilsfreien Dialog. Dafür stellt er sich, wenn er es für notwendig hält, auch gegen den evangelischen Mainstream, wie etwa beim umstrittenen «Passions»-Film des Hollywood-Regisseurs Mel Gibson. Trotz einer «sehr direkten» Darstellung von Gewalt habe er darin «keine Gewaltverherrlichung gefunden», so Kähler. Die EKD hatte sich dagegen unter anderem wegen der gezeigten Brutalität sehr distanziert zu dem Film geäußert.

Innerhalb seiner Landeskirche hat Kählers Fähigkeit zur Differenzierung bei gleichzeitiger Entschiedenheit in Sachfragen die Föderation mit der benachbarten Kirchenprovinz Sachsen spürbar vorangebracht. Am 18. Mai soll dazu in Erfurt der Vertrag unterzeichnet werden. Kähler sieht in einer «Bündelung der Kräfte» durch schlankere und effektivere Strukturen die einzige Chance für die Zukunft der Nachbarkirchen, die durch Abwanderung und Überalterung zunehmend an Basis verlieren.

Wichtigste Aufgabe in diesem Prozess ist dem Vater dreier Kinder dabei die Stärkung des kirchlichen Lebens vor Ort. Dazu müssten Gemeindeglieder und Mitarbeiter stets aufs Neue motiviert und gewonnen werden, betont der Bischof. Denn «nur alle zusammen» seien Kirche und könnten damit «überzeugend auf Gott hinweisen, dem alle Menschen ihr Leben verdanken».