EKD: EU-Erweiterung ist "Hoffnungszeichen"

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat die EU-Erweiterung am 1. Mai als «Hoffnungszeichen» nach der langen Spaltung durch Diktaturen und Kalten Krieg bewertet. Die Überwindung der Grenzen werde allen Ängsten zum Trotz «wirtschaftlichen, kulturellen und menschlichen Gewinn für alle» mit sich bringen, erklärte der Rat der EKD am Donnerstag in Hannover. Zugleich rief die EKD die Deutschen dazu auf, am 13. Juni zur Europawahl zu gehen.

Das Verbindende unter den Europäern sei stärker als das Trennende. Dennoch nehme der Rat die Sorgen der Bürger vor der EU-Erweiterung um zehn Staaten Ost- und Mitteleuropas ernst, heißt es weiter. «In West und Ost fragen viele besorgt, wie sich die anstehenden Veränderungen auf ihre soziale und wirtschaftliche Lebenssituation auswirken werden.» Dabei stünden Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt und der Zerfall sozialer Strukturen durch «ungezügelten» Wettbewerb an erster Stelle.

Die Menschen im geeinten Europa dürften allerdings nicht allein die wirtschaftlichen Aspekte der Erweiterung sehen, erklärte der EKD-Rat. Das christliche Erbe Europas trage zu einer dauerhaften Einigung und Versöhnung bei. So hätten auch viele kirchliche Partnerschaften seit Jahrzehnten über die Grenzen und den «Eisernen Vorhang» hinweg zur Versöhnung entscheidend beigetragen und frühere «Erzfeinde» einander näher gebracht.

Das vereinte Europa ist nach Auffassung der EKD zudem zur Solidarität mit Ländern außerhalb der EU-Grenzen verpflichtet. Die Europäer müssten den Blick auch auf die Lage in Afrika, Asien und Lateinamerika und die Länder jenseits der neuen Ostgrenze richten und sich für die Menschenrechte, Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen.

Zusammen mit den christlichen Kirchen aller Konfessionen Europas bekenne sich die EKD zu ihrer Verantwortung für die europäische Einigung. Dies komme auch in der 2001 in Straßburg verabschiedeten «Charta Oecumenica» zum Ausdruck. Darin verpflichten sich die Kirchen Europas, Frieden und soziale Gerechtigkeit auf dem Kontinent zu fördern und auch für die kirchliche Einheit einzutreten. Der Rat hoffe, dass bald eine Europäische Verfassung angenommen wird, in der sich die EU auf ihre gemeinsamen Werte verpflichtet und sich seiner christlichen Wurzeln bewusst ist, so die EKD.

29. April 2004