Kirchen rufen an Ostern zu Zuversicht auf

Bischöfe: Auferstehung setzt dem Terror eine «globale Hoffnung» entgegen

Frankfurt a.M. (epd). Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben an Ostern zu Hoffnung angesichts von Bedrohungen aufgerufen. Die Zuversicht, die zu Ostern gehöre, werde dringend gebraucht, um die Gesellschaft zu erneuern, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, in Mainz. Solidarität lasse sich dann neu entdecken. Viele Bischöfe verurteilten Terrorismus und Gewalt. Dagegen setze die Osterbotschaft eine «globale Hoffnung» auf das Leben, so die Kirchen.

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, rief die Menschen zur Hoffnung für die Zukunft auf. «Ostern ist das Fest des Lebens, die klare Antwort Gottes auf unsere Angst vor Tod und Hölle», sagte Huber im Berliner Dom. Die Auferstehung des zuvor gekreuzigten Jesus Christus habe auch heute eine befreiende und überwältigende Kraft, sie sei Grund für eine Zukunftshoffnung, die am Tod nicht zerbreche.

Der Berliner Bischof erinnerte daran, dass Menschen mit der «lebensfeindlichen Macht» sehr konkrete Erfahrungen machten, im Irak, in Tschetschenien, im Kosovo oder im Nahen Osten. Immer wieder werde nach Strafe und Revanche verlangt. Die Osterbotschaft weise jedoch «einen Weg heraus aus dem Hinterhof der Hölle».

In Osterpredigten gingen auch andere evangelische und katholische Bischöfe auf die Bedrohung durch Gewalt und Terror ein. Wo der Mensch in Gottvergessenheit Wert und Würde verliere, dort sei dem Terrorismus Tür und Tor geöffnet, sagte der Kölner Kardinal Joachim Meisner. Menschen um Gottes Willen zu töten, sei aus der Sicht von Ostern «absolut pervers». Meisner beklagte auch eine «unösterliche» Todeskultur der Gesellschaft und verurteilte in dem Zusammenhang Abtreibung und Sterbehilfe.

Der katholische Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke forderte einen internationalen Aufstand gegen den Terrorismus. Nötig sei vor allem eine neue «Massenbewegung der Religionen gegen den Terrorismus im Namen Gottes». Dieser zerstöre das Gute in der Religion.

Der pfälzische Kirchenpräsident Eberhardt Cherdron rief dazu auf, sich durch Terrormeldungen nicht einschüchtern zu lassen. Es sei unerträglich zu sehen, «wie die Welt unter Druck gesetzt wird mit der Botschaft des Terrorismus». Mit der Angst, dass es keine sicheren Orte mehr gebe, würden die Menschen heute in Schach gehalten. Dem setze Ostern jedoch die «globale Hoffnung» auf das Leben entgegen.

Für einen offenen Dialog mit anderen Religionen, besonders mit dem Islam, sprach sich der Trierer Bischof Reinhard Marx aus. Dabei sei jedoch eine «falsch verstandene Toleranz» abzulehnen, die nichts anderes sei als Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit. Die Kirche müsse wieder missionarischer werden, indem sie von ihrem Glauben erzähle und andere Menschen zu überzeugen versuche.

Als «radikale Infragestellung alles Gewohnten» bezeichnete der rheinische Präses Nikolaus Schneider Ostern. «Militärische Macht und politische Taktiererei haben nur einen Scheinsieg errungen», sagte er in einem Ostergottesdienst in Düsseldorf. Ostern widerspreche dem Anspruch, dass Gewalt das effektivste Mittel sei, Probleme zu lösen oder Gerechtigkeit zu erzwingen. Die Todesmächte hätten nicht mehr das letzte Wort.

Der anhaltische Kirchenpräsident Helge Klassohn kritisierte die «vorherrschende Mutlosigkeit in Deutschland» und verwies auf eine ungleich schwierigere Situation für die Menschen in Osteuropa. Hilfe und Solidarität würden dort auch künftig bitter nötig sein, sagte Klassohn. An Ostern bewirke Christus «Wunder neu geschenkten Mutes».

12. April 2004