Ev. Kirche drängt deutsche Industrie zum Klimaschutz

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat von der deutschen Industrie größere Anstrengungen für den weltweiten Klimaschutz gefordert. Deutschland habe sich bereits 1992 zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 25 Prozent verpflichtet, erklärte der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber am Dienstag in Hannover zum aktuellen Streit um die Energie- und Umweltpolitik. Dieses Ziel sei weiterhin erreichbar. Dazu müsse allerdings die «gegenwärtige Blockadehaltung» aufgegeben werden.

Die EKD beobachte mit "großer Sorge", dass die deutsche Industrie ihre freiwillige Verpflichtung auf dieses Ziel aufkündigen wolle und zusätzliche kostenlose CO2-Emissionsrechte fordere, so Huber. Es sei zu befürchten, dass damit nicht nur das 25-prozentige Reduktionsziel bis 2005 "illusorisch" werde. Damit könne auch die Verpflichtung zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen gegenstandslos werden, die die Bundesrepublik Deutschland innerhalb der EU im Rahmen des Kyoto-Protokolls übernommen hat.

Seit einigen Jahren hätten sich die Indizien für einen von Menschen verursachten Klimawandel erheblich verstärkt, fügte Huber hinzu. Schon heute würden vor allem ärmere Länder unter den Folgen leiden. In Zukunft werde auch Deutschland und Europa von diesem Klimawandel betroffen sein. Huber: "Klimaschutz ist nicht nur eine wichtige Aufgabe neben anderen, sondern eine Vorbedingung für verantwortliches politisches und wirtschaftliches Handeln."

Der deutschen Industrie, besonders der Energiewirtschaft komme dabei eine "Schlüsselrolle" zu, bekräftigte der Berliner Bischof. Mit dem Instrument des Emissionshandels werde diese nun in die Lage versetzt, "ihre Verpflichtungen zum Klimaschutz möglichst kostensparend einzulösen." Wenn die Industrie jetzt nicht einmal mehr die von ihr freiwillig übernommenen Verpflichtungen erfüllen wolle, "blockiert sie den Beitrag, den Deutschland für den Erhalt menschenwürdiger Lebensbedingungen auf der Erde leisten kann und muss", so Huber.

Auf der Weltklimakonferenz im japanischen Kyoto hatten sich die Industrieländer 1997 auf ein Abschlussprotokoll geeinigt, das unter anderem die deutliche Senkung des Ausstoßes von Kohlendioxid (CO2) bis zum Jahre 2012 regelt. Allerdings ist das Abkommen bislang nicht von allen Staaten ratifiziert worden. Der Emissionshandel ist eines der im Kyoto-Protokoll vereinbarten Instrumente zur Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen. Danach können Unternehmen entscheiden, ob sie in Emissionen mindernde Technologien investieren oder von anderen Firmen Emissionsrechte erwerben.

23. März 2004