Bischof Huber: Kinofilm "Passion Christi" besser nicht ansehen

Frankfurt a.M. (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat von einem Besuch des an diesem Donnerstag anlaufenden Kinofilms «Die Passion Christi» abgeraten. Im ZDF-Morgenmagazin erklärte der Berliner Bischof am Mittwoch, das Ausmaß, «in dem Brutalität ausgeschlachtet wird in diesem Film, finde ich wirklich unerträglich». Der Film von Mel Gibson ist in Deutschland ab 16 Jahren freigegeben. In den USA ist die Schilderung der letzten zwölf Stunden im Leben Jesu bereits ein Riesenerfolg.

Er wolle die Leiden Christi nicht verharmlosen, fügte Huber hinzu: «Die Kreuzigung war die grausamste Hinrichtungsart der damaligen Zeit.» Es sei aber problematisch, dass der Lebensweg Jesu verkürzt dargestellt werde. Auch dort, wo der Film auf antisemitische Vorurteile stoße, «wird er diese Vorurteile ganz bestimmt nicht auflösen, sondern verschärfen».

Es sei zudem problematisch, dass der Film sich einen Anschein von Authentizität gebe. Man müsse dringend hoffen, so Huber im ZDF, dass diejenigen, die sich den Film anschauen, «die Evangelien selber lesen und nicht bei dem Film bleiben».

In den USA ist die Schilderung der letzten zwölf Stunden im Leben Jesu bereits ein Riesenerfolg.In Deutschland erwarten die Verleiher des Films am ersten Wochenende ausverkaufte Kinos. Es könnten bis zu 500.000 Besucher werden, sagte der Marketing-Chef der Constantin-Film, Thomas Peter Friedl, der Süddeutschen Zeitung vom Mittwoch. Es gebe eine immense Nachfrage von Kirchengemeinden, die einen gemeinsamen Kinobesuch mit Diskussionen danach oder Gottesdiensten organisieren. In den USA hatten einige Kirchen Friedl zufolge ganze Kinos gebucht. In Deutschland stecke die Kirche beim «offensiven Marketing» noch in den Kinderschuhen.

Der Hamburger Literaturkritiker Hellmuth Karasek nannte den Jesus-Film des früheren Action-Schauspielers Gibson einen «blutigen barocken Historien-Schinken». Er sei verhaftet in «Bildern, die in der modernen Theologie und Kunst lange überwunden sind», sagte Karasek dem «Hamburger Abendblatt» (Mittwoch-Ausgabe). Damit handele es sich bei dem Film schlicht um «Devotionalien-Kitsch». Mit seiner «monotonen Brutalität» habe der Film überdies Elemente des Pornofilms aufgenommen. Dies dränge den Zuschauer «in die Rolle des Voyeurs».

Er möchte Gibson keinen bewussten Antisemitismus unterstellen, räumte der katholische Theologieprofessor Reinhold Zwick (Münster) in der «Frankfurter Rundschau» ein. Der Film sei jedoch «fahrlässig antisemitisch, weil er ein Zerrbild des Hohen Rats und seiner Beteiligung am Tod Jesu entwirft». Gibson versuche die traditionelle christliche Blut- und Schmerzensmystik ins Bild zu setzen, so Zwick. «Aber durch die Intensität der Schrecken wird die fromme Absicht unterlaufen», fügte er hinzu.

Die «Passion» sei ein Hollywood-Film, bekräftigte Thies Gundlach, Leiter der EKD-Abteilung «Verkündigung» gegenüber der Berliner «Tageszeitung»: «Eindrücklich inszeniert - und sehr äußerlich.» Zum Antisemitismus-Vorwurf sagte der evangelische Theologe, wer «antisemitische Bilder sucht, findet sie dort auch. Aber generell antisemitisch - nein.»

Die EKD hat im Internet unter www.ekd.de/film-passion Informationen zum Film «Die Passion Christi» bereitgestellt. Auch auf der Webseite der Deutschen Bischofskonferenz unter www.dbk.de finden sich unter dem Stichwort «Passion» Materialien zum Film.

17. März 2004