Erstes protestantisches Staatsoberhaupt auf dem Balkan umgekommen

Mazedoniens Präsident Trajkovski war Laienprediger der methodistischen Kirche

S k o p j e / B e r l i n (idea) – Der Tod des mazedonischen Präsidenten Boris Trajkovski, der am 26. Februar bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist, hat in christlichen Kreisen Betroffenheit ausgelöst. Trajkovski war Laienprediger der methodistischen Kirche und das erste protestantische Staatsoberhaupt auf dem Balkan. Der 47jährige starb mit acht weiteren Flugzeuginsassen auf dem Weg nach Mostar 50 Kilometer vor Erreichen des Ziels. Er wollte dort an einer internationalen Geberkonferenz für Bosnien teilnehmen. Seit 1999 war Trajkovski im Amt. Er verfolgte eine Politik des Ausgleichs zwischen den orthodoxen Mazedoniern, die zwei Drittel der Bevölkerung darstellen, und den muslimischen Albanern (30 Prozent). „Boris Trajkovski hat jede Gelegenheit genutzt, um auch in der Politik ein Zeugnis von Jesus Christus zu geben.“ Das sagte der ehemalige baden-württembergische CDU-Landtagsabgeordnete Rudolf Decker (Böblingen) gegenüber idea. Decker ist Initiator der Gebetsfrühstücks-Bewegung in Deutschland, bei der sich Parlamentarier aller Parteien mit der Botschaft der Bibel und ihrer Verantwortung vor Gott und den Menschen befassen. Trajkovski habe die von dieser Bewegung jährlich veranstaltete „Berliner Begegnung“ schon 1996 besucht, als er noch kein politisches Amt innehatte. Der Verunglückte nahm auch wiederholt am Nationalen Gebetsfrühstück in den USA teil, das traditionell Anfang Februar in Washington unter Mitwirkung des jeweils amtierenden US-Präsidenten stattfindet.

Wegen Engagement für Minderheit kritisiert

Der Frieden zwischen Orthodoxen und Muslimen in Mazedonien, der dem Präsidenten nach seiner Wahl 1999 gelungen sei, hängt nach Deckers Einschätzung unmittelbar mit seiner christlichen Überzeugung zusammen. Das Zugehen auf die albanische Minderheit sei Trajkovski allerdings von der Bevölkerungsmehrheit nicht immer positiv angerechnet worden. Der Auslandsbischof der EKD, Rolf Koppe (Hannover), nannte Trajkovski gegenüber idea eine „einmalige Figur“ in Südosteuropa. Weil er als methodistischer Christ zu keiner der großen Bevölkerungsblöcke gehörte, habe er eine um so bessere Vermittlungsarbeit leisten können.

Lebensgefahr im Präsidentenamt

Der mazedonische Präsident hatte sich auf verschiedenen Ebenen für seine Freikirche engagiert, die in dem Zwei-Millionen-Einwohner-Land nur 3.000 Mitglieder hat. Unter anderem diente er zwölf Jahre lang als Präsident des methodistischen Jugendwerks im ehemaligen Jugoslawien. Seine Frau Vilma, mit der er eine Tochter und einen Sohn hat, arbeitet bei christlichen Freizeiten mit. Trajkovskis Leben war immer wieder bedroht. Im Herbst 2001 schoss ein Unbekannter auf das Präsidentenbüro in der Hauptstadt Skopje. Über einen terroristischen Hintergrund des Flugzeugabsturzes ist aber nichts bekannt.

27. Februar 2004