Käßmann will speziellen Internet-Zugang für Kinder

Hannover (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat vorgeschlagen, für Kinder einen eigenen, gesicherten Zugang zum Internet zu schaffen. "Was wir brauchen, ist eine Koalition vertrauenswürdiger Größen, die einen Spezialgebiet-Internet-Zugang für Kinder anbietet, der das Surfen auf problematischen Seiten ausschließt", sagte sie am Donnerstag in Hannover. Käßmann referierte bei der Telekom-Veranstaltung "Wirtschaftsraum Visionen Niedersachsen" vor rund 60 Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verbänden. Die Frage sei, wie Kinder und Jugendliche vor pornografischen, rassistischen und gewalttätigen Inhalten des Netzes geschützt werden können, betonte die evangelische Theologin. Zwar würden seit 1995 immer wieder Programme entwickelt, die diese Filterfunktion haben sollten, doch sie arbeiteten nie zuverlässig. Untersuchungen zeigten, dass sie keinen angemessenen Schutz böten, leicht zu umgehen seien und nur als "flankierende Maßnahmen" taugten. Im "Erfurter Netcode" (www.erfurter-netcode.de) werde seit zwei Jahren versucht, einen Kodex zu entwickeln, der Qualitätskriterien formuliert. Sie sollen durch Forschung und eine Ethik-Diskussion weiter entwickelt werden. Der Netcode ist eine Initiative der evangelischen und katholischen Rundfunkarbeit, der Stadt Erfurt und weitere Partner. All diese Versuche seien "ehrenwert", sagte die Bischöfin: "Allerdings ist deutlich, dass eine Internetzensur unsinnig ist." Es gehe auch nicht um ein Zusatzprogramm, sondern um einen Zugang, der das Surfen auf problematische Seiten verhindere. Dafür brauchte man eine Redaktion, die eine inhaltliche Bewertung vornehme. Käßmann regte an, dass die Kirchen in Zusammenarbeit mit der Telekom ein solches Projekt aufbauen sollten.

20. Februar 2004