Kirchen warnen eindringlich vor weiteren Klon-Experimenten

Hannover (epd). Die beiden großen Kirchen haben nachdrücklich vor weiteren Klon-Experimenten an Menschen gewarnt. «Fortschritt zeigt sich nicht darin, dass der Mensch alles macht, was er machen kann», erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, am Freitag in Hannover. Das Klonen von Menschen könne nicht verantwortet werden.

Der Berliner Bischof reagierte damit auf die am Donnerstag bekannt gewordene Nachricht, dass es südkoreanischen Wissenschaftlern gelungen sei, menschliche Embryonen zu klonen. Auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz kritisierte das so genannte «therapeutische Klonen», mit dem schwere Krankheiten wie Diabetes und Parkinson geheilt werden sollen.

Es sei eine «Schutzbehauptung», dass solche Experimente nur zu therapeutischen Zwecken erfolgten, betonte Huber. Die südkoreanischen Wissenschaftler hätten diesmal das Erbgut gesunder Patienten verwendet. «Beim therapeutischen Klonen dagegen muss man das Erbgut kranker Menschen verwenden», das anschließend in den Kranken implantiert werden müsse, gab der oberste Repräsentant von mehr als 26 Millionen evangelischen Christen zu bedenken. «Ob die Zellen, die man auf diese Weise verwendet, nicht am Ende neue Krankheiten hervorrufen, kann niemand wissen.»

Der Ratsvorsitzende erinnerte an das «eigentümliche Zusammentreffen», dass der 200. Todestag des deutschen Philosophen Immanuel Kant gerade an dem Tag begangen wurde, an dem die Forscher ihre Klon-Experimente veröffentlichten. Kant habe wie kein anderer davor gewarnt, «den Menschen zur Ware zu machen und damit seiner Würde zu berauben». An diesem Tag würden Menschen dafür gefeiert, dass sie menschliches Leben nach der Methode des «Klonschafs Dolly» hergestellt haben, so Huber.

Auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz kritisierte das so genannte «therapeutische Klonen». Menschliches Leben werde hier «zum Ersatzteillager degradiert», sagte Bischofskonferenz-Sprecherin Stefanie Uphues dem epd. Das Verfahren der südkoreanischen Forscher könne selbst durch einen möglichen medizinischen Nutzen wie neue Therapien und Heilmittel nicht gerechtfertigt werden. Dieser Nutzen sei aber durch die jetzigen Forschungen «noch längst nicht erwiesen», so Uphues.

13. Februar 2004