Lutheraner stellen Grundsatzpapier zur Ökumene vor

Hannover (epd). Mit einem Konsenspapier will die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) innere Spannungen überbrücken, die im ökumenischen Gespräch mit der katholischen Kirche offenkundig geworden waren. Mit dem in Hannover vorgestellten Text wolle die Kirche "Gräben zuschütten und sich auf die Grundlagen des Glaubens und Kircheseins zurückbesinnen", sagte Oberkirchenrat Klaus Grünwaldt am Mittwoch dem epd. Der Text diene der "innerlutherischen Selbstklärung".

Dem Positionspapier zufolge besteht das Ziel der Ökumene nicht darin, die "wahre Einheit der Kirche" herzustellen oder eine organisatorische Einheit herbeizuführen. Ziel sei vielmehr die "Kirchengemeinschaft". Diese liegt laut Grünwaldt dann vor, wenn Kirchen ihre Ämter wie das des Pfarrers gegenseitig anerkennen und ihre Mitglieder miteinander das Abendmahl feiern. Angestrebt werde eine "versöhnte Verschiedenheit".

"Hinreichend und notwendig" dafür ist es nach dem Wortlaut des Papiers, "im rechten Verständnis des Evangeliums und in dem einsetzungsgemäßen Gebrauch der Sakramente übereinzustimmen". Jede zusätzliche Bedingung wäre eine "grundsätzliche Preisgabe des lutherischen Verständnisses". Deshalb könne die lutherische Kirche der römisch-katholischen Position nicht folgen, nach der die Anerkennung des Bischofs- und Papstamtes eine notwendige Bedingung für Kirchengemeinschaft sei, erläuterte Grünwaldt.

Ökumenische Gespräche hätten den Sinn zu klären, ob die beteiligten Kirchen in den genannten Punkten übereinstimmen. "Echte Dissense und Konsense" müssten von "vermeintlichen, scheinbaren Dissensen und Konsensen" unterschieden werden. Grünwaldt wandte sich gegen "faule Kompromisse" in der Ökumene.

Das Positionspapier "Ökumene nach evangelisch-lutherischem Verständnis" war von einem Ausschuss der VELKD nach vierjähriger Arbeit einstimmig verabschiedet worden. Auch die Kirchenleitung des VELKD hat sich diesen Text zu eigen gemacht.

Vor allem in der Debatte um die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre", die 1999 vom Vatikan und vom Lutherischen Weltbund unterzeichnet wurde, war es zu gegensätzlichen Meinungen über Ziele und Methoden des ökumenischen Gesprächs gekommen. So hatten rund 150 lutherische Hochschullehrer gegen die "Gemeinsame Erklärung" votiert. Zur VELKD gehören rund 10,4 Millionen evangelisch-lutherische Christen in acht Landeskirchen zwischen Nordelbien, Bayern und Sachsen.

07. Februar 2004