Huber und Lehmann: Bibel gehört zur Allgemeinbildung

Frankfurt a.M. (epd). Zum Ende des «Jahres der Bibel» 2003 haben die Kirchen vor einem Verlust christlichen Basiswissens gewarnt. Bibelkenntnisse gehörten zur Allgemeinbildung, erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, in einem epd-Interview. Für die Kirchen bleibe die Verbreitung dieses Wissens eine «riesengroße» Aufgabe, betonte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann.

Huber und Lehmann zogen eine positive Bilanz des Bibeljahrs. Es «war eine erfolgreiche ökumenische Aktion», sagte Bischof Huber. Kardinal Lehmann fügte hinzu: «Wenn wir durch das Wort Gottes stärker zusammenkommen, dann ist das auch für die Ökumene gut.» Das Bibeljahr geht am 28. Dezember mit einem Festakt in Mainz zu Ende.

Auf die Frage, ob mit dem Bibeljahr auch kirchenferne Menschen erreicht wurden, reagierten Lehmann und Huber vorsichtig. Es bleibe offen, ob die Aktion nur zu einem kurzen «Strohfeuer» geführt habe oder «wenigstens eine gewisse Nachhaltigkeit erreicht wurde», so der Kardinal. Der Berliner Bischof räumte ein, «oft kam es gewiss nur zu einer ersten Begegnung». Mit dem Ende des Bibeljahrs dürfe das Leben mit der Bibel nicht aufhören, sondern müsse neu beginnen.

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Bischof Walter Klaiber (Frankfurt), betonte den «wichtigen Beitrag» besonders der kleineren Kirchen für das Jahr der Bibel 2003. Das Aktionsjahr habe die Bibel in «unserer Gesellschaft intensiver bekannt gemacht», so der Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche. Für ihn selbst sei die Bibel «so etwas wie Brot für Geist und Seele.» Er habe die Erfahrung gemacht, dass «Gott durch die alten Worte auch heute zu mir spricht».

Auf seine persönlichen Erfahrungen mit der Heiligen Schrift angesprochen, sagte der Berliner Bischof Huber: «Die Bibel ist für mich wie Musik für die Seele.» Ohne das Bibellesen sei das Leben wie Schwarz-Weiß-Fernsehen. «Es geht vielleicht auch, aber es ist ungleich farbloser, kälter und lebensferner». Wenn er vor die Wahl gestellt würde, nur ein Buch irgendwohin mitnehmen zu können, bekannte Kardinal Lehmann, «wäre es die Bibel». Sie bleibe für ihn «das Lese- und Lebebuch an erster Stelle», so der Mainzer Bischof. Das Jahr der Bibel 2003 wird neben EKD und Bischofskonferenz von den in der ACK zusammengeschlossenen 16 Kirchen, Freikirchen und christlichen Gemeinschaften sowie der Deutschen Evangelischen Allianz getragen. Der Allianz fühlen sich nach eigenen Angaben in Deutschland rund 1,3 Millionen Menschen zugehörig. Das letzte Bibeljahr fand 1992 statt.