Katholische Kirche will Sozialwort am 12. Dezember veröffentlichen

EKD: Keine gemeinsame Stellungnahme erforderlich

Frankfurt a.M. (epd). Die katholische Kirche erarbeitet ein neues Wirtschafts- und Sozialwort zur Reform der Sozialsysteme, das am 12. Dezember vorgestellt werden soll. Die «Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen» der Deutschen Bischofskonferenz werde die Stellungnahme voraussichtlich in Berlin vorstellen, sagte die Pressesprecherin der Bischofskonferenz, Martina Höhns, am Donnerstag dem epd.

Nach Zeitungsberichten soll das Sozialwort den Titel tragen «Damit unser Land eine gute Zukunft hat: Reformen möglich machen». Die evangelische und die katholische Kirche hatten 1997 ein stark beachtetes «Gemeinsames Wort zur wirtschaftlichen und sozialen Lage» veröffentlicht. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, sprach sich in einem Interview der Berliner Zeitung «Die Welt» vom Donnerstag gegen eine erneute gemeinsame Stellungnahme aus.

«Im Augenblick ist nicht die Zeit für ein gemeinsames Grundsatzwort, sondern für schnelle und intensive Reaktionen», sagte der Berliner Bischof. Die bisweilen «unterschiedlichen Akzente» der großen Kirchen zu diesen Themen seien «kein Schade». Es gehe nicht um einen christlichen «Einheitsblock», fügte Huber hinzu. Dennoch seien die beiden großen Kirchen in der Lage, ihre Vorstellungen in die Berliner Gesetzgebungsverfahren einzubringen.

Dem Vernehmen nach war die evangelische Kirche über das Vorhaben der katholischen Bischofe informiert. Bundespräsident Johannes Rau hatte Anfang November vor der EKD-Synode in Trier ein neues kirchliches Sozialwort angeregt.

Die Stellungnahme der katholischen Kirche soll voraussichtlich Ende November von den Bischöfen beschlossen werden. Darin kritisieren sie den Berichten zufolge den Stil der politischen Reformdebatte. Die Bischöfe wollen außerdem offenbar eine Art «Sozial-TÜV» vorschlagen. In regelmäßigen Sozialberichten der Bundesregierung sollen Veränderungen der sozialen Lage und die Auswirkungen sozialpolitischer Maßnahmen konkret untersucht werden. Keine der großen Säulen des Sozialstaats sei ohne tiefgreifende Korrekturen zukunftsfähig, kritisieren die Bischöfe.

Die Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Bischofskonferenz wird vom Hildesheimer Bischof Josef Homeyer geleitet. An der Abfassung des Sozialwortes sind unter anderen auch die Bischöfe Joachim Reinelt (Dresden), Anton Schlembach (Speyer) und Reinhard Marx (Trier) beteiligt.