Alfred Buß wird neuer westfälischer Präses

Bielefeld (epd). Der Theologe Alfred Buß wird neuer Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. Die Landessynode wählte den 56-Jährigen am Mittwoch in Bielefeld zum Nachfolger von Manfred Sorg, der Ende Februar in den Ruhestand geht. Buß erhielt 121 von 188 Stimmen. Der bisherige Superintendent des Kirchenkreises Unna setzte sich gegen die Leiterin der Kaiserswerther Diakonie in Düsseldorf, Cornelia Coenen-Marx, durch, auf die 64 Stimmen entfielen. Es gab zwei Enthaltungen und eine ungültige Stimme.

Der aus Ostfriesland stammende Buß ist seit neun Jahren Superintendent in Unna und seit 1996 Vorsitzender des Ausschusses für politische Verantwortung der westfälischen Kirche. Er wird am 29. Februar als siebter Präses in der Nachkriegsgeschichte der drittgrößten evangelischen Landeskirche eingeführt. Sie zählt 2,7 Millionen Mitglieder in 631 Gemeinden. Der Präses ist leitender Theologe und oberster Repräsentant der westfälischen Kirche.

Bekannt, bodenständig und bewährt - Alfred Buß wird neuer westfälischer Präses

Von Ingo Lehnick

Bielefeld (epd). In Zeiten der Krise setzt die westfälische Kirche auf Kontinuität: Die Synode der drittgrößten evangelischen Landeskirche wählte am Mittwoch in Bielefeld den aus ihren Reihen kommenden Superintendenten Alfred Buß aus Unna mit klarer Mehrheit zum neuen Präses - und entschied sich damit gegen die von außen kommende Kaiserswerther Diakonie-Chefin Cornelia Coenen-Marx, die eher für Veränderung und Neues steht. «Westfalen brauchen Westfalen», sagte ein erfahrener Kirchenmann zur Begründung.

Der 56-jährige, aus Ostfriesland stammende Buß steht in den Augen vieler Synodaler für Bekanntes und Bewährtes. «Der Alfred» oder «unser Alfred», wie der groß gewachsene, bärtige Mann vielfach wohlwollend genannt wird, sei eben jemand, «der den Laden kennt». Er vermittle eine «gelassene Frömmigkeit» und hole die Menschen da ab, wo sie stehen. Seine westfälische Bodenständigkeit und menschliche Wärme täten der Kirche in der jetzigen Umbruchsituation gut, hieß es.

Der Glaube sei «nicht nur Kopfsache, sondern er berührt das Herz und alle Sinne», betonte Buß denn auch bei seiner Vorstellung. Buß steht auch für eine Kirche, die sich politisch einmischt und Position für die Schwachen bezieht. Bei den Christen müsse man «die Option für die Armen im Alltag» spüren, sagt der Vater von drei Kindern, der seit 1996 den Ausschuss für politische Verantwortung der westfälischen Kirche leitet.

Nach seinem Studium in Bielefeld-Bethel und dem Vikariat war Buß zunächst Studienleiter beim Evangelischen Studienwerk Villigst, das er schon aus seiner Zeit als Stipendiat kannte. Dreizehn Jahre war er anschließend Pfarrer einer Bergarbeitergemeinde in Unna-Königsborn und leitete ab 1988 die regionale Arbeitsstelle der westfälischen Kirche für den Ruhrgebiets-Kirchentag 1991. Nach einer Zeit als Berufsschulpfarrer wurde Buß 1994 Superintendent in Unna.

An der Spitze der 2,7 Millionen Mitglieder zählenden westfälischen Landeskirche kommen auf den Theologen schwierige Zeiten zu, und ihn begleiten hohe Erwartungen auf dem Weg in sein neues Amt. Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und Kirchensteuer-Einnahmen steht die Landeskirche zudem vor harten Sparentscheidungen. Sie werde an einer Prioritätendiskussion nicht vorbei kommen, mahnt der scheidende Präses Manfred Sorg im Blick auf mögliche Verteilungskämpfe. Und der leitende Jurist Klaus Winterhoff sieht wegen der Finanzlage ganze Arbeitsbereiche vor dem Aus - welche, das wird unter der Regie von Alfred Buß entschieden werden müssen.