Bundespräsident: «Heimspiel» in der EKD-Synode

Johannes Rau besuchte zum Ende seiner Amtszeit das EKD-Kirchenparlament

Von Roland Kauffmann

Trier (epd). Johannes Rau war so, wie ihn alle kennen: Der Bundespräsident sprühte vor Bonmots. Bei seinem Auftritt vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstag in Trier schrieb er aber zugleich der Politik einige Merksätze ins Stammbuch. «Politik, die nicht zum Ziel hat, das Leben der Menschen menschlicher zu machen, soll sich zum Teufel scheren», sagte er - egal, ob sie rot, schwarz oder grün sei.

Der Bundespräsident nutzte seinen Besuch beim Kirchenparlament, um Kirchenleuten und Politiker am Ende seiner Amtszeit so etwas wie ein Vermächtnis mit auf den Weg zu geben. Die Politiker erinnerte er daran, dass ihr Ort für Debatten das Parlament und nicht das Fernsehen sei. Er schlage vor, dass Bundestagsdebatten Sonntag abends um halb zehn stattfinden, damit die Politiker nicht in Talk-Shows, sondern «da auftreten, wo sie hingehören», erklärte er unter dem Beifall der Synode. Der Kirche trug er auf, ihre «unverwechselbare Botschaft» weiterzutragen und deutlich zu machen, wer der «Absender» ist - nämlich Gott.

Bei seinem Besuch des Kirchenparlaments hatte Rau ein «Heimspiel» und erwies sich wieder als bestens informierter Kenner kirchlicher Interna. «Ich habe ein Amt, das kriegt man spätestens im dritten Wahlgang - das ist schön», sagte er. Das versteht nur, wer die quälenden zehn Wahlgänge miterlebt hat, die am Dienstag nötig waren, um einen neuen EKD-Rat zu bestimmen.

Das Leben von Johannes Rau ist eng mit der Kirche verwoben - ob als SPD-Politiker und Regierungschef in Düsseldorf oder als erster Mann im Staat. Immer hat der Protestant aus dem Bergischen Land auf diese Verwurzelung hingewiesen. Auch in Trier vergaß er nicht, seine 35-jährige Mitarbeit in der rheinische Landessynode zu erwähnen. Er schlug einen Bogen zum Amt des Bundespräsidenten und sagte - auf Wirkung bedacht, mit Pause an der richtigen Stelle: «Ich bin der achte Bundespräsident. Vier hatten Ämter in der evangelischen Kirche. Mal sehen, was kommt.»

Mit seinem Besuch setzte Rau ein Zeichen. Vor vier Jahren war er kurz nach seiner Wahl in das höchste Staatsamt zur Tagung des Kirchenparlaments nach Leipzig gekommen. Zum Ausklang seiner Amtszeit besuchte er nun die Synode wieder. Es war ein sichtbarer Zeichen der Zugehörigkeit zu seiner Heimat Kirche. Die Synode ist mittlerweile anders zusammengesetzt, und es gibt einen neuen Ratsvorsitzenden. Dem alten, dem rheinischen Präses Manfred Kock, den er seit langem kennt, dankte er herzlich. Dieser habe der evangelischen Kirche ein unverwechselbares Profil gegeben.

Dem neuen Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber wandte sich Rau mit gewohnter Schalkhaftigkeit zu: «Ich bin seit vier Jahren Berliner, und mein Bischof ist Ratsvorsitzender.» Schon der Begriff «mein Bischof» sei für ihn als reformierten Christen schwer zu sprechen, so Rau. Reformierte legen auf Ämter und Titel in der Kirche wenig Wert. Ernst fügte der Bundespräsident dann hinzu, er sei überzeugt, dass unter Hubers Amtsführung die Botschaft der Kirche als ein Wort gehört werde, das Zukunft eröffne.