Synode und Kirchenkonferenz wählen Rat der EKD

Synode wählt EKD-Leitung für die nächsten sechs Jahre

Nachfolge für Ratsvorsitzenden Kock weiter offen

Von Roland Kauffmann
und Thomas Schiller

Trier (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) entscheidet über ihre künftige Führungsspitze für die nächsten sechs Jahre. Die EKD-Synode in Trier wählt an diesem Dienstag einen neuen Rat sowie einen Nachfolger für den Ratsvorsitzenden Manfred Kock (67). Die Entscheidung des Kirchenparlaments ist noch völlig offen. Erste Signale wurden am Sonntag Abend von der Vorstellung der 21 Kandidaten erhofft, von denen 14 in den Rat gewählt werden.

Mit besonderer Spannung wurde verfolgt, wie sich diejenigen vier Bischöfe schlagen, die in den Medien als Favoriten für den Ratsvorsitz genannt worden sind. In alphabetischer Reihenfolge präsentierten sich kurz hintereinander Johannes Friedrich (55) aus Bayern, Wolfgang Huber (61) aus Berlin-Brandenburg, Christoph Kähler (59) aus Thüringen und Margot Käßmann (45) aus Hannover.

Den meisten Applaus jedenfalls erhielt Käßmann nach ihrer frischen Präsentation. Doch auch Friedrich, Huber und Kähler haben mit ihren Vorträgen nach Einschätzung der Beobachter alle Chancen gewahrt. Alle vier müssen jedenfalls erst einmal in den Rat kommen. Zwischen Vorstellung der Kandidaten und den Ratswahlen müssen mindesten 24 Stunden liegen. In dieser Zeit kann viel geschehen.

Die Verfassung der EKD enthält einige Bestimmungen für das Wahlverhalten von Synode und Kirchenkonferenz, die sich aus den 24 Landeskirchen zusammensetzt. So soll der Rat ausgewogen die Regionen und die unterschiedlichen evangelischen Bekenntnisse - lutherisch, uniert oder reformiert - widerspiegeln. Auch auf politischen Proporz sowie die Anbindung der Pietisten an die Volkskirche wird geachtet.

Dass ein führender Kirchenjurist in den Rat einzieht, gilt als sicher. Es kandidieren der Westfale Klaus Winterhoff und die Württembergerin Margit Rupp. Die weiteren Berufe sind breit gestreut: Das Spektrum umfasst Mediziner und Banker, Journalisten und Beamte, Juristen und Unternehmer.

Dass jedoch der Vorsitz des Rates von einem Leitenden Geistlichen eingenommen wird, ist bisher ein ungeschriebenes Gesetz. Die vier als Favoriten geltenden Theologen präsentierten am Sonntag ganz unterschiedliche Profile.

Der Bayer Friedrich erinnerte an seine diplomatische Auslandserfahrung. Er war Propst in Jerusalem. Sozialpolitik und Bioethik bezeichnet er als gleichrangige Spitzenthemen der Kirche neben der theologischen und missionarischen Arbeit.

Auch Huber sieht einen Schwerpunkt in der Bioethik. Der Hauptstadt-Bischof gehört dem Nationalen Ethikrat an. In Trier forderte er, die Kirche müsse «Gesicht zeigen». Mission und die Neubestimmung des Verhältnisses zur Kultur stehen für den früheren Kirchentagsmann ebenfalls auf der protestantischen Agenda stehen.

Thüringens Bischof Kähler ist der einzige «gelernte» Ostdeutsche. Der Theologieprofessor stellte seine Erfahrungen in Reformprozessen heraus: «Wer bewahren will, der muss verändern». Seine Kirche verhandelt mit der angrenzenden Kirchenprovinz Sachsen über eine Konföderation.

Landesbischöfin Käßmann, die einzige Frau im Quartett, verwies auf ihre große Ökumene- und Kirchentagserfahrung. Sie äußerte sich «überzeugt, dass dieses Land ein evangelisches Profil braucht». Die Mutter von vier Kindern zeigte sich zuversichtlich, auch die Aufgaben im Rat gut zu schaffen: Das Kirchentagsmotto «Du stellst meine Füße auf weiten Raum» trägt sie in einem Ring am Finger.

Ob ein aktiver Kirchentagspräsident in den Rat einziehen kann, wird sich im Fall des Mediziners Eckhard Nagel entscheiden. Die Gremien der protestantischen Laienbewegung hat er mit seiner Ratskandidatur irritiert. Für den Fall, dass es durch seine Einbindung in die Leitung der EKD «einen Konflikt gegen sollte» deutete er bereits an, sich im Zweifel für den Kirchentag entscheiden zu wollen.