EKD-Ratsvorsitzender warnt vor Lockerung des Embryonenschutzes

Schutz der Menschenwürde angemahnt - EKD-Synode in Trier eröffnet

Trier (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, hat vor einer Lockerung des Embryonenschutzes gewarnt. Zum Auftakt der EKD-Synode in Trier kritisierte er am Sonntag den Vorstoß von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD). Sie hatte in einer Grundsatzrede erklärt, einem Embryo im Reagenzglas könne man noch nicht die Menschenwürde und damit einen absoluten rechtlichen Schutz zusprechen.

«An welcher anderen Stelle der biologischen Entwicklung des Menschen soll der Schutz der Menschenwürde dann in plausibler Weise einsetzen?» fragte der scheidende Ratsvorsitzende in seiner letzten Rede vor dem Kirchenparlament. Er unterstrich, dass auch Embryonen im Reagenzglas unter dem rechtlichen Schutz des Grundgesetzes stehen müssten.

In der Bioethikdebatte drohe der Begriff der Menschenwürde an Bedeutung zu verlieren, mahnte Kock. Dazu sei eine «breite juristische Debatte zu erwarten und zu fordern», zu der auch die EKD beitragen werde. Auch Tendenzen, durch Regelungen auf europäischer Ebene den strengen Embryonenschutz in Deutschland aufzuweichen, müsse entgegengewirkt werden.

Erneut wandte sich Kock gegen die aktive Sterbehilfe. Dass nach deren Liberalisierung in den Niederlanden und Belgien auch die Parlamentarische Versammlung des Europarates ein entsprechendes Dokument diskutiere, gebe Anlass zu größter Sorge. Der Ratsvorsitzende äußerte die Befürchtung, dass letztlich alte Menschen unter Druck geraten könnten, sich das Leben zu nehmen, weil sie niemandem zur Last fallen wollten.

Zum Erhalt des Sozialstaats sind nach Ansicht von Kock «tiefgreifende Veränderungen» notwendig. Die derzeit diskutierten Reformen seien «nur eine Vorahnung dessen, was auf uns zukommt». Die EKD werde aber nicht nachlassen, dabei auf sozialethische Grundsätze zu drängen. Kock erwähnte als Beispiel Rentner, «die wirklich jeden Cent umdrehen müssen». Sie würden von einem Aufschub des Inflationsausgleichs sehr hart getroffen.

Zu den vordringlichsten gesellschaftlichen und theologischen Herausforderungen gehört nach den Worten Kocks das Zusammenleben mit den Muslimen. Er sprach sich für eine Intensivierung des Dialogs mit dem Islam aus, warnte jedoch vor einer «interreligiösen Ökumene», bei der die Unterschiede der Religionen verwässert würden.

Zu den Folgen des «Kopftuch-Urteils» des Bundesverfassungsgerichts erklärte der Ratsvorsitzende, für die evangelische Kirche sei es nicht hinnehmbar, den Konflikt dadurch zu lösen, dass alle religiösen Symbole aus öffentlichen Schulen verbannt würden. Es dürfe aber auch nicht zugelassen werden, dass religiöse oder ideologische Agitation in den Schulen stattfinde.

Als «Meilenstein in der Geschichte der Ökumene» würdigte Kock am Ende seiner Amtszeit den Ökumenischen Kirchentag Ende Mai in Berlin. Mit Blick auf kritische Äußerungen katholischer Bischöfe, die den Kirchentag als oberflächlich und verwirrend bezeichnet hätten, warnte Kock vor dem Versuch, «die Ökumene zurückzudrehen». Dies würde bedeuten, die Trennung zu zementieren, und «wäre ein neuer Skandal».

Kock äußerte sich zuversichtlich über die Zukunft der evangelischen Kirche. Die meisten Mitglieder hätten nach einer jüngsten Untersuchung «ein durchaus positives Verhältnis zur Kirche». Sie fänden in ihr den gewünschten Rahmen für die eigene Lebensorientierung. «Die Bereitschaft, die Kinder taufen zu lassen, ist unter Evangelischen unverändert hoch», sagte Kock.