EKD warnt vor Aufweichung des Lebensschutzes

Debatte um Äußerungen von Zypries zum Embryonenschutz geht weiter

Frankfurt a.M. (epd). Die Äußerungen von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) zum Embryonenschutz haben bei Kirchen und Sozialverbänden zum Teil heftige Kritik ausgelöst. Nach der katholischen Deutschen Bischofskonferenz warnte am Donnerstag auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) vor einer Aufweichung des Lebensschutzes. Dagegen sprach die Vorsitzende des Bundestags-Forschungsausschusses, Ulrike Flach (FDP), von einem positiven Signal für den Forschungsstandort Deutschland.

Der EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock erklärte in Hannover, er sei «schwer enttäuscht», dass Zypries menschlichen Embryonen im Reagenzglas offenbar den im Grundgesetz garantierten Schutz der Menschenwürde nicht zuerkennen wolle. Es sei bedauerlich, wenn der Eindruck entstehe, die bisherigen bioethischen Debatten seien vergeblich gewesen.

Die Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Barbara Stolterfoht, erklärte in Berlin, Embryonen dürften unter keinen Umständen als Rohstofflieferanten missbraucht werden. Der Vorstoß von Zypries laufe auf eine Aufweichung des Stammzellengesetzes hinaus. Die im Grundgesetz verankerte Menschenwürde dürfe nicht der Freiheit der Forschung geopfert werden, so die Vertreterin des Dachverbandes von bundesweit 80 sozialen Einrichtungen.

Der Vorsitzende des Nationalen Ethikrates, Professor Spiros Simitis, begrüßte dagegen die neu entfachte Debatte um den Embryonenschutz und die Stammzellenforschung. Die Politik müsse kontinuierlich auf die neuen Entwicklungen in der Gentechnik reagieren, sagte Simitis dem epd in Berlin. Die Zypries-Rede sei daher kein Tabubruch.

Auch die FDP-Abgeordnete Flach äußerte sich positiv. Ihre Partei sei schon immer der Auffassung gewesen, dass ein Embryo im Reagenzglas nicht das gleiche Recht auf Schutz haben könne wie der Embryo im Mutterleib, sagte die Bundestagsabgeordnete im Deutschlandfunk.

Die Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung wies den Vorstoß der Justizministerin zurück. Die Äußerungen stünden in einem klaren Widerspruch zu dem Votum der vom Bundestag eingesetzten Enquetekommission zur Biomedizin, so der Vorsitzende Robert Antretter. Der Embryo sei von Anfang an Mensch, «auch im Reagenzglas», und habe Anspruch auf Wahrung seiner Menschenwürde.

Zypries hatte in einer Grundsatzrede am Mittwoch in der Berliner Humboldt-Universität gesagt, dass man einem Embryo im Reagenzglas nach der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle noch nicht die Menschenwürde und damit einen absoluten rechtlichen Schutz zusprechen könne. Dies sei erst möglich, wenn sich der Embryo «aus sich heraus zum Menschen» entwickeln könne. Damit löste die Ministerin eine heftige Debatte aus. CDU und CSU sprachen von einer Kehrtwende in der Biopolitik.