Diakonie: Zivildienst wird neues Gesicht bekommen

Berlin (epd). Der Zivildienst muss nach Ansicht von Diakoniepräsident Jürgen Gohde bei einer weiteren zeitlichen Verkürzung eine andere Gestalt bekommen. Gohde sagte am Montag in Berlin, die Diakonie plädiere für einen «Lerndienst», der jungen Männern die Chance biete, soziale Arbeit kennen zu lernen. Dazu müssten sie pädagogisch begleitet werden.

Derzeit beträgt der Grundwehrdienst neun Monate und der Zivildienst zehn Monate. Die zuständige Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) will die Dienstzeit für Zivis und Grundwehrdienstleistende angleichen und rechnet langfristig mit einer weiteren Verkürzung. Die Grünen wollen bis Ende dieses Jahres eine Entscheidung über die Abschaffung der Wehrpflicht. Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) will die Wehrpflicht beibehalten aber voraussichtlich weiter verkürzen.

Die Diakonie diskutiert unterdessen ein Konzept zur Umwandlung des Zivildienstes. Es sieht einen Mix aus neuen Angeboten für Freiwillige, die zusätzliche Einstellung von Fachkräften und deren Ergänzung etwa durch Mini-Jobber vor. Damit will man auf den Wegfall von Zivildienstplätzen reagieren. Ein soziales Pflichtjahr lehnen Diakonie und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ab. Sie bringen ihre Vorstellungen in die von Renate Schmidt einberufene Zivildienstkommission ein, die bis Ende des Jahres Vorschläge zur Zukunft des Ersatzdienstes präsentieren soll.

Gohde betonte, die Diakonie werde vorbereitet sein, falls die Wehrpflicht und damit auch der Zivildienst abgeschafft würden. Solange die Dienste aber bestünden, würden kirchlich-diakonische Einrichtungen weiter Plätze für Kriegsdienstverweigerer bereit stellen. In Kirche und Diakonie waren im Oktober 17.800 Zivildienstleistende in 8.500 Dienststellen im Einsatz, bundesweit sind es in diesem Jahr etwa 93.500 junge Männer.