Evangelische Kirche stellt Kandidaten für EKD-Ratswahl vor

Hannover (epd). Drei Wochen vor der Wahl eines neuen Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat die EKD 22 Kandidaten vorgestellt. Auf der am Dienstag in Hannover veröffentlichten Liste stehen wie erwartet die hannoversche Bischöfin Margot Käßmann sowie die Bischöfe Johannes Friedrich (München), Wolfgang Huber (Berlin) und Christoph Kähler (Eisenach). Die Vorstellung der Kandidatenliste gilt auch als erster Hinweis auf die Vergabe des Ratsvorsitzes. Der Rat besteht aus insgesamt 15 Mitgliedern.

Acht der Nominierten sind Theologen, teilte EKD-Pressesprecher Christof Vetter mit. Neun der Vorgeschlagenen sind Frauen. Der Rat und sein Vorsitzender werden während der EKD-Synode gewählt, die von 2. bis 7. November in Trier tagt. Die Präses der EKD-Synode, Barbara Rinke, ist durch ihr Amt 15. Mitglied des Rates.

Neben Huber und Friedrich, die bisher schon dem Rat angehörten, kandidieren fünf weitere Mitglieder für die nächste sechsjährige Amtszeit. Es sind dies Rechtsanwältin Margit Fleckenstein (Mannheim), der CDU-Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe (Neuss), ZDF-Redakteur Peter Hahne (Berlin), der Journalist Robert Leicht (Hamburg) und Beate Scheffler (Bochum), Abteilungsleiterin in der NRW-Staatskanzlei.

Dem EKD-Rat werden demnach der bisherige Ratsvorsitzende Manfred Kock, Bischof Volker Kreß (Dresden), Landessuperintendent Walter Herrenbrück (Leer), die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen und die Stuttgarter Rechtsanwältin Ruth Leuze nicht mehr angehören. Auch Bischof Axel Noack (Magdeburg) und der Präsident des Kirchenamtes der hannoverschen Landeskirche, Eckhart von Vietinghoff, lassen sich zur Wahl für die nächste Amtsperiode voraussichtlich nicht mehr aufstellen.

Die Wahl durch Synode und Kirchenkonferenz ist für den 4. November vorgesehen. Weitere Kandidaten können bis dahin von den Wahlberechtigten vorgeschlagen werden.

Um einen Platz im höchsten EKD-Gremium zwischen den Synodentagungen bewerben sich außerdem die Journalistin Gisela Brackert (Wehrheim), Kirchenpräsident Eberhard Cherdron (Speyer), Vormundschaftsbetreuerin Gudrun Lindner (Weissbach), Senatsdirektorin i.R. Elisabeth Lingner (Hamburg), Medizinprofessor Eckhard Nagel (Augsburg), Verleger Norman Rentrop (Bonn) und die Direktorin im Oberkirchenrat Margit Rupp (Stuttgart). Weitere Kandidaten sind Ministerialdirektorin Ursula Schäfer-Preuss (Bonn), Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), Die Deutsche-Bank-Direktorin Marlehn Thieme (Bad Soden), der Theologieprofessor Michael Weinrich (Berlin) sowie der Juristische Vizepräsident des Bielefelder Landeskirchenamts, Klaus Winterhoff und der Schriftführer der bremischen Kirche, Louis-Ferdinand von Zobeltitz.

Die Synode ist das höchste gesetzgebende Gremium der EKD. Präses der Synode ist seit Mai die Oberbürgermeisterin von Nordhausen im Harz, Barbara Rinke. Die 120 Mitglieder der Synode repräsentieren etwa 26,5 Millionen evangelische Christen in 24 lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen. Der Rat leitet die EKD und vertritt sie nach außen. Ratsvorsitzender ist seit 1997 Manfred Kock.

EKD stellt die Weichen für die Wahl ihres Rates - Erwartete Kandidaten für den Ratsvorsitz auf der Vorschlagsliste

Von Roland Kauffmann

Frankfurt a.M. (epd). Im Rennen um den Vorsitz im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist eine erste Vorentscheidung gefallen. Am Dienstag veröffentliche die EKD in Hannover eine Liste von 22 Kandidatinnen und Kandidaten, die sich um einen der 14 Plätze im Rat bewerben, die durch Wahl am 4. November in Trier zu vergeben sind.

Wie zu erwarten, stehen auf der Liste die Namen von vier Theologen, über die spekuliert wird, sie könnten den früheren rheinischen Präses Manfred Kock (67) als Ratsvorsitzenden beerben. Kock kandidiert aus Altersgründen nicht mehr für das Amt.  Schon seit Monaten wird der Berliner Bischof Wolfgang Huber (61) mehr oder weniger öffentlich als möglicher Nachfolger gehandelt. Als «Hauptstadt-Bischof» werden ihm gute Chancen eingeräumt. Der frühere Kirchentagspräsident und Sozialethiker ist einer der Theologen, die maßgeblich zum Profil des Protestantismus in Deutschland beitragen. Huber kandidierte bereits vor sechs Jahren, musste dann aber in der Entscheidung dem rheinischen Präses Kock den Vortritt lassen.

Populär und in den Medien mindestens ebenso stark vertreten wie Huber ist die jugendlich wirkende hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann (45), Ökumenikerin und Mutter von vier Kindern. Auch sie hat eine Vergangenheit beim Kirchentag als dessen Generalsekretärin. Sie wäre die erste Frau auf dem wichtigsten Posten, den der deutsche Protestantismus zu vergeben hat.

Als Geheimtip wird immer wieder der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich (55) genannt. Er hat als Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands gute Beziehungen zur katholischen Kirche. Wie Käßmann wäre er nach 18 Jahren wieder der erste Lutheraner als Ratsvorsitzender. Kock und seine beiden Vorgänger leiteten unierte Kirchen.

Ebenfalls Lutheraner ist der thüringische Landesbischof Christoph Kähler (59). Er könnte als «Newcomer für jene Wahlberechtigen aus Synode und Kirchenkonferenz in Trier Favorit sein, die meinen, dass fast 13 Jahre nach der kirchlichen Wiedervereinigung endlich ein Ostdeutscher an der Spitze der EKD stehen sollte.

Keiner der Genannten hat sich bisher öffentlich zu möglichen Ambitionen für den Ratsvorsitz geäußert. Erfahrungsgemäß ist bis zur Wahl selber alles offen. Entscheidend wird sein, wie gut jemand die erste Hürde nimmt, zunächst in den Rat gewählt zu werden. Schon mancher hoch gehandelte Kandidat für den Vorsitz sah seine Chancen schwinden, weil er erst im fünften Wahlgang oder noch später den Einzug in das Gremium schaffte.

Aber auch bei der Zusammensetzung des Rates selbst sind noch viele Überraschungen drin. Zurzeit ist nur sicher, dass Barbara Rinke als Präses der Synode automatisch den 15. Ratsplatz einnimmt. Synode und Kirchenkonferenz können noch selbst Vorschläge einbringen. Und so wird es sicher auch in Trier wieder Absprachen der synodalen Gruppen beim Wahlverhalten geben. Auch wenn es offiziell keine Fraktionen gibt, spielen dann etwa Konfession, Geschlecht oder Parteienzugehörigkeit eine Rolle.

An Trier als Tagungsort haben altgediente Kirchenleute übrigens leidvolle Erfahrungen. 1985 brauchte 13 Wahlgänge und zwei Tage, bis der Rat stand und der Berliner Bischof Martin Kruse sein Vorsitzender war.