Entscheidender Schritt zur EKD-Reform: Lutheraner geben eigenes Kirchenamt auf

Von Thomas Schiller

Stade (epd). Der zähe Reformprozess zur Verschlankung der Strukturen in der evangelischen Kirche ist einen entscheidenden Schritt voran gekommen. Die Parallelstrukturen in der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) sollen beschnitten und die Kirchenämter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der VELKD zusammengelegt werden. Das jedenfalls haben die Bischöfe von acht lutherischen Landeskirchen in der EKD und die VELKD-Kirchenleitung am Samstag in Stade mit großer Mehrheit beschlossen. Bis es soweit kommt, müssen allerdings noch Gremien überzeugt werden.

Das Hauptargument ist der Abbau von Doppelstrukturen. Beide Kirchenämter arbeiten schon jetzt in Hannover. EKD und VELKD sitzen aber in unterschiedlichen Gebäuden, werden von eigenen Präsidenten geführt und beschäftigen eigene Referenten, die sich auch um eigene Gremien kümmern. So hat sich die neue Generalsynode der VELKD an diesem Wochenende in Stade bei Hamburg konstituiert, während die EKD-Synode Anfang November in Trier tagt. Angesichts immer knapper werdender Ressourcen an Geld und Arbeitskraft stößt dieser Aufwand sowohl an der kirchlichen Basis als auch in vielen Kirchenleitungen auf immer weniger Verständnis.

Bekenntnisfragen von Lutheranern, Unierten und Reformierten spielen im evangelischen Alltag eine schwindende Rolle. Das räumen auch führende evangelische Theologen ein. Bei den Lutheranern ist allerdings das Festhalten an der eigenen Tradition stark ausgeprägt. Der Leitende Bischof der VELKD, Hans Christian Knuth aus Schleswig, hat in den schwierigen Beratungen darum gekämpft, die VELKD auch unter dem EKD-Dach als «Kirche in der Kirche» zu etablieren. Er gehe davon aus, dass sich hinter den Kompromissen keine «schleichende Aushöhlung» verberge.

Die unierten Kirchen als zweite große Kraft im deutschen Protestantismus stehen dem Reformprozess bisher offener gegenüber. Sie haben bereits ihre alten Strukturen aufgegeben. Die Evangelische Kirche der Union (EKU) mit ihren Landeskirchen in den früheren preußischen Gebieten und die «Arnoldshainer Konferenz» sind in der Union Evangelischer Kirchen (UEK) aufgegangen, die sich im Zuge der Reform sogar selbst auflösen könnte.

Eine Architektur für das mögliche protestantische Strukturgebäude hat in den vergangenen Monaten ein Ad-hoc-Ausschuss unter der Leitung des früheren EKD-Ratsvorsitzenden Klaus Engelhardt entworfen. Der Plan sieht vor, die Kirchenämter von VELKD und UEK in das EKD-Kirchenamt zu integrieren. Dort soll es aber künftig zwei theologische Vizepräsidenten geben, einen Lutheraner und einen aus dem uniert-reformierten Bereich. Sowohl VELKD und UEK als auch die EKD sollen weiterhin Initiativrechte behalten.

Die Kommission hat gearbeitet, nun geht es in die Beratungen. Einen Zeitplan für die Umsetzung, so VELKD-Sprecher Udo Hahn, gibt es bisher nicht. «Jetzt muss die Synode den Ball aufnehmen.» Deren Entscheidung ist schwer vorherzusehen. Erst recht, wenn sie über ihre eigene Zukunft beraten.