EKD will Beziehungen mit orthodoxer Kirche vertiefen

Moskau (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Russische Orthodoxe Kirche wollen ihre Zusammenarbeit vertiefen. Bei einem Treffen am Freitag in Moskau sprachen sich der EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock und Patriarch Alexij II. zugleich für eine stärkere Kooperation der Kirchen im zusammenwachsenden Europa aus. «Es ist unsere Aufgabe, dass in einem vereinigten Europa die christliche Stimme immer wieder erklingt», sagte Alexij bei einem Gespräch mit einer EKD-Ratsdelegation im Moskauer Danilow-Kloster.

Der Patriarch kritisierte, dass im EU-Verfassungsentwurf kein Bezug auf die christlichen Werte vorgesehen sei. Kock erklärte, die Kirchen in Deutschland und Russland trügen gemeinsam Verantwortung für die Versöhnung beider Völker. Beide Kirchen verbinde der Auftrag, für Frieden, Menschenrechte und Not leidende Menschen einzutreten. Das Treffen war die hochrangigste Begegnung zwischen der EKD und der Russischen Orthodoxen Kirche seit sechs Jahren. Eine EKD-Delegation unter Leitung des damaligen Ratsvorsitzenden Klaus Engelhardt hatte 1997 Moskau besucht.

Die Russische Orthodoxe Kirche sei sehr an der Fortsetzung des theologischen Dialoges mit der evangelischen Kirche interessiert, der seit mehr als 40 Jahren bestehe, sagte Alexij. Das wichtigste dabei sei nicht die Übereinstimmung in theologischen Sachfragen, sondern der freundschaftliche Umgang miteinander und das wechselseitige Vertrauen. Besorgt äußerte sich der Patriarch über die Aktivitäten von Sekten in Russland, die «die Seele der Menschen zerstören». Diese Sekten schürten auch eine anti-ökumenische Stimmung unter den Gläubigen in Russland.

Kock warb mit Blick auf Vorbehalte gegen die Ökumene auf orthodoxer Seite für ein besseres Kennenlernen beider Kirchen und den Abbau von Vorurteilen. Auch sei die EKD sehr an der weiteren Zusammenarbeit mit den Orthodoxen im Ökumenischen Rat der Kirchen interessiert. Dort hatte es vor allem im vergangenen Jahr Spannungen zwischen Protestanten und Orthodoxen gegeben. Die orthodoxen Kirchen nehmen unter anderem Anstoß an der aus ihrer Sicht zu liberalen Haltung der protestantischen Theologie zu Fragen wie Frauenordination und Homosexualität.

Die EKD-Delegation, der unter anderem auch die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen, EKD-Auslandsbischof Rolf Koppe und der Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe (CDU) als EKD-Ratsmitglied angehören, hält sich noch bis zum 9. Oktober in Russland auf.