Kock: Struktur-Reform geht trotz gescheiterter Fusion weiter

Berlin (epd). Die Struktur-Reformen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gehen trotz der gescheiterten Kirchenfusion in Ostdeutschland weiter. Die Widerstände in der Görlitzer Kirche gegen einen Zusammenschluss mit der Berlin-brandenburgischen Kirche seien eine «Spezialität dieser Region», sagte der EKD-Ratvorsitzende Manfred Kock am Montag in Berlin dem epd. Außerdem habe die Mehrheit der schlesischen Kirche die Fusion befürwortet.

Bei einer Tagung der Synoden beider Kirchen am Wochenende hatte das Kirchenparlament der schlesischen Oberlausitz einer Fusion nicht mit der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit zugestimmt. Als Gründe gelten eine unterschiedliche Frömmigkeit, die Angst vor dem Verlust der «schlesischen Identität» sowie die Entscheidung der Berlin-Brandenburger, die Segnung von homosexuellen Partnerschaften zuzulassen.

Für Anfang 2004 ist weiter ein Zusammenschluss der Thüringer Kirche mit der Kirchenprovinz Sachsen geplant. Zwischen der mecklenburgischen und der pommerschen Kirche sollen demnächst entsprechende Verhandlungen aufgenommen werden.

Das Scheitern der Fusion, die seit drei Jahren vorbereitet wurde, mache deutlich, «wie schwer sich die Protestanten mit einer Veränderung ihrer Strukturen tun», sagte Kock. Zudem zeige sich darin auch die Notwendigkeit, «dass die Menschen vor Ort bei solchen Prozessen mitgenommen werden».

«Wenn eine Kirchenleitung erkennt, dass die Basis für eine Eigenständigkeit zu klein ist, ist es ihre Aufgabe, die Zusammenarbeit mit anderen Partnern zu prüfen», sagte Kock. Wenn eine Fusion dann nicht gewünscht werde, könne in Zukunft aber auch nicht erwartet werden, dass der «bisher funktionierende Finanzausgleich zwischen den Landeskirchen so weiter funktionieren wird». Kleine Landeskirchen, zu denen die Kirche der schlesischen Oberlausitz mit 65.000 Christen gehört, seien schon jetzt nicht in der Lage, selbst für die Ausbildung ihrer Mitarbeiter und die Pfarrerversorgung aufzukommen.

Auch für die westdeutschen Landeskirchen halte er Fusionen auf längere Sicht nicht für ausgeschlossen, deutete Kock an. Dies sei aber nur dann ein Thema, wenn die einzelnen Landeskirchen es wirklich wollten. Bislang habe er den Eindruck, «dass sie in ihrer großen Mehrheit alle noch das Gefühl haben, es allein schaffen zu können.»