Der neue Militärbischof ist ein Kriegsdienst- verweigerer

Bischof Krug wird am Dienstag in sein neues Amt eingeführt

Von Jörg Nielsen

Oldenburg (epd). Für den anerkannten Kriegsdienstverweigerer Peter Krug ist sein neues Amt als evangelische Militärbischof kein Widerspruch: «Ich bin nie ein Radikalpazifist gewesen», bekennt der Oldenburger Bischof. Er sei eher jemand, der versucht, «bis zum Letzten alle Möglichkeiten auszureizen, damit es nicht zu einer Konfrontation kommt». Am kommenden Dienstag (23. September) wird der 60-Jährige in Berlin als Militärbischof und Nachfolger von Hartmut Löwe eingeführt.

Militärische Gewalt lässt der gebürtige Dresdener nur als letztes Mittel gelten, um Schlimmeres zu verhindern: «Politik muss immer Vorrang haben vor dem Militärischen.» Diese Reihenfolge ist für ihn unumstößlich. Etliche Militärpfarrer hätten ebenfalls den Kriegsdienst verweigert. «Das sind nicht die schlechtesten Seelsorger.» Denn Kriegsdienstverweigerer haben Krug zufolge die seelischen Nöte und Gewissenskonflikte sehr genau durchdacht, in die ein Soldat vor oder während eines Einsatzes kommen kann.

Das werde auch von den Militärs so gesehen, weiß der Theologe aus Gesprächen mit Militärpfarrern, Offizieren und Verteidigungsminister Peter Struck (SPD): Bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr seien die Seelsorger oft vertraute Gesprächspartner der Einsatzleiter und Kommandeure: «Die haben ja sonst niemanden, mit dem sie ihre Dinge seelsorgerlich besprechen können.» Eine Truppe im Ausland zu leiten, bedeute viel Verantwortung, über die man auch mal reden müsse, sagt der Oldenburger Bischof. «Aber unsere Hauptaufgabe sind seelsorgerliche Gespräche.»

Etwa 90 der knapp 120 evangelischen Militärpfarrer sind bereits im Auslandseinsatz gewesen, einige sogar schon mehrmals. Auch Krug wird im Frühjahr nach Bosnien und in das Kosovo reisen. Im kommenden Herbst ist ein Besuch bei den Soldaten und ihren Seelsorgern in Afghanistan geplant.

Die Militärseelsorge dürfe sich bei Auslandseinsätzen nicht zurückziehen. Die Pfarrer seien «Rundum-Gesprächspartner»: «Sie haben eine große Freiheit im Gespräch, Zuhören und im Durcharbeiten von Fragen, Sehnsüchten, Zweifeln und Hoffnungen», sagt Krug. Eine Seelsorge an dem ganzen Menschen könne zudem in schwierigen Lebenslagen tragender sein als die Kunst der Psychologen, die sich eher um Einzelaspekte kümmerten.

Krug hofft, dass die Zurückhaltung bei der Frage einer möglichen Standorterweiterung weiterhin ein prägendes Merkmal der Politik sein wird. Derzeit ist die Bundeswehr in acht Staaten, im Mittelmeer, vor dem Horn von Afrika und im Golf von Oman im militärischen Einsatz. Sollten weitere Einsatzgebiete hinzukommen, müsste auch über eine Ausweitung der Militärseelsorge nachgedacht werden.

Bei allem Einvernehmen mit der Bundeswehr und dem Verteidigungsminister will Krug auf eine «scharfe Trennung» achten. Zwar sei das Kirchenamt für die Bundeswehr in Bonn dem Ministerium unterstellt, doch: «Der Bischof bleibt auf der Seite der Kirche.»