Militärbischof Löwe erhält zur Verabschiedung Großes Verdienstkreuz

Berlin (epd). Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) hat dem evangelischen Militärbischof Hartmut Löwe bei dessen Verabschiedung das Große Verdienstkreuz verliehen. Löwe habe in schwieriger Zeit die Aufgaben der Militärseelsorge in beeindruckender Weise angenommen, sagte Struck beim Festakt am Mittwochabend in Berlin seinem vorab verbreitetem Manuskript zufolge.

Das Gespräch mit den Soldaten aller Dienstgrade sei für Löwe Selbstverpflichtung und Herzensangelegenheit gewesen, betonte Struck. Angesichts der neuen Aufgaben der Bundeswehr in der internationalen Krisenbewältigung sei dies wichtig, weil für den einzelnen Soldaten neue Fragen auftauchten.

Rückblickend sagte der scheidende Militärbischof, in seiner neunjährigen Amtszeit habe er es als Verpflichtung empfunden, den Soldaten ein «verlässlicher Begleiter» zu sein. Entstandenes Misstrauen zwischen der Kirche und der Bundeswehr abzubauen sowie die vertraglichen Grundlagen der Bundeswehr unverkürzt zu erhalten, sei sein Anliegen gewesen.

Löwe war seit 1994 evangelischer Militärbischof. Sein Nachfolger, der oldenburgische Bischof Peter Krug, wird am kommenden Dienstag mit einem Gottesdienst in sein Amt eingeführt.


Porträt des scheidenden Militärbischofs Hartmut Löwe:

Vertrauen zurück gewonnen - evangelischer Militärbischof Löwe hat Spuren hinterlassen

Von Rainer Clos

Bonn (epd). Seit ihrer Gründung erlebte die Bundesrepublik 13 Verteidigungsminister. Gemessen an dieser langen Politiker-Liste demonstriert die evangelische Kirche bei ihren Militärbischöfen auffällige Kontinuität. Hartmut Löwe (67), der am Mittwoch von Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) mit einem Empfang in Berlin verabschiedet wurde, war der vierte evangelische Militärbischof seit 1956. Seine Vorgänger waren die Bischöfe Hermann Kunst, Sigo Lehming und Heinz-Georg Binder.

Löwe wurde 1994 im Nebenamt Militärbischof zusätzlich zu seiner Hauptaufgabe als Bevollmächtigter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei Regierung und Parlament. Gedrängt hatte er sich nicht nach dem innerkirchlich wenig begehrten Leitungsposten. Die Reserviertheit, mit der die östlichen Landeskirchen, aber auch kirchliche Strömungen im Westen der Militärseelsorge begegneten, war Löwe bekannt.

Auch die ersten Treffen mit hochrangigen Militärs, die sich als evangelische Christen von ihrer Kirche verlassen fühlten, verliefen eher kühl. Doch Löwe hat das schwierige Feld beharrlich und mit Überzeugungskraft bestellt. Für Generäle und Admirale organisierte er Tagungen, bei denen auch unbequeme Frage wie etwa der Umgang mit Wehrmachtsdeserteuren offen erörtert werden konnten.

Mit Truppenbesuchen und Gottesdiensten zeigte der Militärbischof Präsenz bei den Soldaten, die sich im Rahmen der neuen Aufgaben der Streitkräfte immer häufiger in belastenden Auslandseinsätzen befinden - so in Bosnien, im Kosovo und in Kabul. Durch konsequente Sorge um die «Seele» der Bundeswehr hat die Militärseelsorge in seiner neunjährigen Amtszeit innerhalb der Kirche, unter den Soldaten und in der Politik hohes Ansehen und Vertrauen gewonnen.

Durch beharrliches Werben trug Löwe dazu bei, dass in der evangelischen Kirche weniger verbissen und gelassener über das «Sorgenkind» Militärseelsorge gestritten wurde. In Verhandlungen mit dem Vertragspartner Staat erreichte er, dass der Militärseelsorgevertrag von 1957 in Ost- und Westdeutschland ab nächstem Jahr ohne Abstriche gilt.

18. September 2003