Nationaler Ethikrat will zu Biobanken Stellung nehmen

Berlin (epd). Der Nationale Ethikrat bereitet eine Stellungnahme zu Biobanken vor. Das berichtete die Tübinger Professorin für Bioethik, Eve-Marie Engels, am Mittwoch bei einer Veranstaltung des Nationalen Ethikrates und der britischen Kommission für Humangenetik in der britischen Botschaft in Berlin. Die Speicherung genetischer Daten des Menschen in Biobanken wird nach Ansicht von Experten entscheidende Bedeutung für die Bekämpfung von Krankheiten gewinnen.

Die Wissenschaft hoffe, mit Hilfe dieser Daten genauere Diagnosen und Therapien entwickeln zu können, sagte der Medizinprofessor aus Bayreuth, Eckhard Nagel. In Biobanken wird biologisches Material wie Gewebeproben zusammen mit Daten über Lebensweise und Umwelt des Spenders gespeichert und der Forschung zur Verfügung gestellt. Nur zwei bis fünf Prozent etwa der bekannten Krebserkrankungen hätten genetische Ursachen, sagte Nagel, der Mitglied im Nationalen Ethikrat ist. Es gehe also darum, die übrigen Ursachen dieser Krankheiten zu erforschen.

Engels warnte jedoch vor den Risiken von Biobanken. Die Selbstbestimmung der Spender müsse geschützt sein. Es sei zudem sicher zu stellen, dass die Daten nicht an die Polizei oder Versicherungen weitergegeben werden. Monopole bei der Nutzung der Daten müssten ebenso vermieden werden wie Missbrauch, falls eine Biobank aufgelöst wird.

In Großbritannien steht die erste britische Biobank kurz vor der Eröffnung. Daten von 500.000 Testpersonen sollten gespeichert werden, berichtete der Geschäftsführer John Newton. Der Wert der von der Regierung und privaten Sponsoren finanzierten Biobank lasse sich vielleicht erst in 30 Jahren erkennen. Bis dahin seien vermutlich viele Spender an Krebs, Herz-Kreislauf-Problemen oder Diabetes erkrankt. Auf Grund der Daten aus der Zeit, in der sie gesund waren, ließen sich dann entscheidende Rückschlüsse über die Ursachen ziehen.

In Kanada, Island, Estland, Schweden und Mexiko gibt es bereits Biobanken oder sie sind in Vorbereitung. In Deutschland gebe es nicht einmal ein bundesweites Krebsregister, beklagte Nagel.