Bischof Huber: Wachstum garantiert keine Arbeitsplätze

Hannover (epd). Wirtschaftliches Wachstum bietet nach Ansicht des Berliner evangelischen Bischofs Wolfgang Huber keine Garantie für mehr Arbeitsplätze. «Die Aktienkurse sind bei den Firmen gestiegen, die Menschen entlassen haben», sagte er bei der Aufzeichnung der Fernseh-Talk-Show «Tacheles» am Dienstagabend in der Marktkirche Hannover: «Der Ruf nach Wirtschaftswachstum ist viel zu undifferenziert und trifft die Lage nicht.»

Der Bischof wies damit eine Forderung des früheren Bundeswirtschaftsministers Günter Rexrodt (FDP) zurück. «Der Kuchen, den wir verteilen, muss wachsen,» sagte Rexrodt zum Thema «Deutschland in der Wirtschaftsflaute: Ist der Sozialstaat am Ende?» Was man verteile, müsse zuvor erwirtschaftet werden. Leistungsträger dürften nicht zu sehr belastet werden, da sie sonst in andere Länder abwanderten. Menschen mit mittlerem Einkommen seien schon jetzt stark belastet.

Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Ursula Engelen-Kefer, sagte dagegen, auch in Zeiten ohne Wirtschaftswachstum müsse es sozial gerecht zugehen. Immer mehr Menschen würden aus der Mitte der Gesellschaft ausgegrenzt. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, nannte die hohe Kinderarmut in Deutschland einen «gesellschaftlichen Skandal, den wir nicht mehr hinnehmen können».

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Martin Wansleben, forderte Schritte gegen die Schwarzarbeit, die 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmache. Die Lohnnebenkosten müssten sinken, damit die Unternehmen mehr Menschen einstellen könnten. Die Talk-Show wird am Samstag um 22.15 Uhr auf dem Dokumentationskanal «Phoenix» ausgestrahlt.