Hamburger Pastoren protestierten gegen «Körperwelten»-Plastinat

Hamburg (epd). Mit einem Leichenwagen haben Pastoren der Hamburger Hauptkirche St. Petri am Freitag erfolgreich gegen die Absicht des Privatsenders «Radio Hamburg» protestiert, ein Ganzkörper-Präparat der «Körperwelten»-Ausstellung ins Studio-Schaufenster zu stellen.

Der Sender zeigte sich kompromissbereit. Zwar wurde die Figur aufgestellt, doch eine Jalousie verbirgt sie vor Passanten auf der Straße. Nur wer das Studio betritt, kann den «Fliegenden Torwart» des umstrittenen Anatoms Gunther von Hagens sehen. Die «Körperwelten»-Ausstellung, die bereits in mehreren deutschen Städten zu sehen war, soll vom 30. August bis 4. Januar kommenden Jahres in Hamburg zu sehen sein.

«Radio Hamburg» ist Untermieter im Gemeindehaus der Hauptkirche. «Wir haben durchaus rechtliche Schritte geprüft», sagte Hauptpastor Christoph Störmer dem epd. Oben auf dem Dach des Hauses sei der Kindergarten der Gemeinde untergebracht. «Wir konnten es nicht zulassen, ihnen unten im Schaufenster einen echten Toten zuzumuten.»

Der Leichenwagen sei «mehr als eine pure Demonstration» gewesen, sagte Störmer. Nach christlicher Auffassung gehörten Tote bestattet, und bei dem Plastinat handele es sich um einen solchen. Die «Beraubung der Würde und der Individualität» der Toten sei eine der Hauptgründe kirchlich-christlicher Kritik an der Ausstellung.

Die katholische und evangelische Kirche veröffentlichten am Freitag ein kritisches Grundsatzpapier zur «Körperwelten»-Ausstellung. Den Verstorbenen werde der «gebührende Respekt versagt», wenn sie «zu Gegenständen und Ausstellungsstücken degradiert» würden, heißt es darin. Christliche Antworten auf die Fragen nach Tod und Serben gingen «tiefer als bis in die Mitte eines geöffneten Körpers».