Ethisch-Moralisches mit einem Augenzwinkern

In Thüringen wurde die zweite Staffel der Pfarrhaus-Serie «Vorsicht - keine Engel» gedreht

Von Holger Spierig

Arnstadt (epd). An dem sonst eher beschaulichen Ausflugsziel herrscht hektisches Treiben. Vor der Senfmühle im thüringischen Kleinhettstett bei Arnstadt stehen dicht an dicht schwere Lieferwagen. In das Eingangstor zur Mühle strahlen Scheinwerfer. Die Innenräume haben sich vorübergehend in eine Pfarrwohnung verwandelt. Nach dem Erfolg der ersten Staffel von «Vorsicht - keine Engel» sind nun an mehreren Thüringer Orten wie Bad Berka, Weimar und Kleinhettstedt sechs weitere Folgen über die Filmfamilie Brück gedreht worden. Anfang nächsten Jahres sollen sie im Kinderkanal von ARD/ZDF zu sehen sein.

Die jungen Hauptdarsteller, die die Kinder der Pfarrersfamilie spielen, haben jede Menge Spaß. «Das Team ist total nett», erzählt die 14-jährige Eva-Maria Körner entspannt in einer kurzen Drehpause. Außerdem gefällt ihr die Rolle der Filmtochter Paula sehr gut. Jetzt kommt auch noch die erste Liebe dazu. Das findet die junge Erfurterin, die gern Schauspielerin werden möchte, sehr aufregend.

Auch ihr Filmbruder ist begeistert von seiner Rolle. Dass er im Film öfter Streiche aushecken kann, kommt ihm sehr entgegen. «Einen braven Streber könnte ich nicht so gut spielen», sagt der ebenfalls 14-jährige Christian Kulick aus Jena und lacht verschmitzt. Kinder in einer Pfarrhausfamilie zu mimen, finden die jungen Darsteller nicht weiter schwer. «Die sind doch ganz normal», finden sie einhellig.

Zu zeigen, dass sich Pfarrersfamilien nicht von anderen unterscheiden, ist eines der Anliegen des Films. Die Autorin Katharina Reschke, selbst engagierte evangelische Christin, hat für das Projekt mehrmals eine Pfarrersfamilie besucht. Mit ihren 15-Minuten-Folgen will sie aber nicht nur unterhalten. So müssen sich die Kinder in einer Folge mit dem Tod des Großvaters auseinandersetzen. In anderen Episoden werden der Aberglaube des Kaffeesatzlesens, aber auch Verführbarkeit, Solidarität und Nächstenliebe thematisiert.

«Wir möchten ethisch-moralische Themen mit einem Augenzwinkern kindgerecht präsentieren», bestätigt Anne Heubner von der Erfurter Produktionsfirma Kinderfilm, die für den Film verantwortlich zeichnet. Entstanden sei das Projekt durch Initiative der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Innerhalb der Kirchen wurde die erste Serienstaffel anfangs gelegentlich mit Skepsis verfolgt. Inzwischen wird sie jedoch fast durchgehend mit Wohlwollen aufgenommen. «Der dargestellte Alltag einer Pfarrersfamilie hilft auch, Schwellenängste zum Pfarrhaus abzubauen», hofft die Rundfunkbeauftragte der Thüringer Landeskirche, Carmen Jäger.

Das kann Stephanie Bothor, die die Motorrad fahrende lebenslustige Pfarrerin spielt, bestätigen. Ihre eigenen Kinder hätten sich die Folgen gerne angeschaut. «Das will schon etwas heißen», lacht die 34-jährige Mutter. Auch wenn sie keiner Kirche angehöre, habe sie großen Respekt vor den Religionen, verrät die Schauspielerin.

An der Religion fasziniere sie, wie sie Menschen dazu bringen kann, anderen zur Seite zu stehen - wie die Film-Pfarrerin Vicky Brück. Dabei hat Bothor erst in der Serie gelernt, dass der Pfarrberuf auch manches abverlangt. Am schwersten, gesteht sie, sei für sie gewesen, «bei sengender Hitze in einem schwarzen Talar zu stecken». Jeder Gemeindepfarrer, der in diesem heißen Sommer mehrfach in der Woche auf dem Friedhof stand, wird ihr nachfühlen können.