Gohde warnt vor dramatischem Personalmangel in Pflegeberufen

Diakonie-Präsident: Diskussion muss um mehr Zuwendung gehen

Berlin/Mainz (epd). Der Präsident des Diakonischen Werkes der evangelischen Kirche, Jürgen Gohde, hat vor einem dramatischen Personalmangel in den Pflegeberufen gewarnt. Bereits jetzt würden dringend junge Menschen gebraucht, die sich für den Beruf der Altenpflegerin oder des Altenpflegers entscheiden, erklärte er am Montag in Berlin. In den Pflegeberufen herrsche chronische Personalüberlastung sowie Personalmangel und eine hohe Fluktuation.

«Die gegenwärtige Diskussion um die Zukunft der Pflegeversicherung muss um die Qualität der Zuwendung geführt werden», forderte der Diakonie-Präsident. «Wer alte hilfebedürftige Menschen im Akkord pflegen muss, ist physisch und psychisch erheblich belastet.» Der Bedarf an Pflegeleistungen werde durch die demographische Entwicklung weiter steigen.

Angemessene wirtschaftliche Rahmenbedingungen für Pflegedienste seien eine Voraussetzung für die Lebensqualität im Alter, unterstrich Gohde. Viele ambulante Dienste stünden mit dem Rücken an der Wand und überlegten, ob sie aufgeben müssten. Wenn die Verweildauer in der Krankenhausversorgung weiter verkürzt werde, entstehe hier eine neue erhebliche Versorgungslücke.

Nach einem Bericht des ZDF wird zum 1. September eine Diakoniestation in Göttingen schließen müssen. Andere Stationen würden von größeren Anbietern übernommen, heißt es in der Dokumentation «Hunger nach Zuwendung - Vom Helfen und dem knappen Geld», die an diesem Dienstag um 22.45 Uhr ausgestrahlt wird. Das Rote Kreuz habe seine Dienste in Essen und Göttingen aufgegeben, der Malteser Hilfsdienst in Nürnberg. Allein im Saarland hätten erst kürzlich wieder vier ambulante Pflegedienste schließen müssen.

Er sehe die große Gefahr, dass das Prinzip «ambulant vor stationär» vor dem Ende stehe, erklärte der Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, Werner Ballhausen, in der ZDF-Sendung. Dabei gehe es gerade in diesem Konflikt um die Menschenwürde der Betroffenen: «Sie haben ein Recht darauf, zu Hause gepflegt zu werden, im Kreis ihrer Intimsphäre, im Kreis ihrer Angehörigen.»