Orthodoxe Juden wollen Tempel nachbauen

Jerusalem (epd). In Israel will eine Gruppe von orthodoxen Juden ein fast originalgetreues Modell des zuletzt von römischen Truppen im Jahr 70 nach Christus zerstörten salomonischen Tempels aufbauen. Nach einem Bericht des Wochenblattes «Kol Ha-Ir» vom Freitag soll in einer Siedlung oberhalb von Jericho mit dem Opferaltar in der Größe zehn mal zehn Metern begonnen werden. Dort sollen später auch rituelle Opfer vollzogen werden. Der Plan stieß in Israel auf Kritik.

Initiator ist der Rabbiner der 250 Familien zählenden Siedlung, Jehuda Kreuser. Er gilt als Anhänger des ermordeten extremistischen Rabbis Meir Kahane, dessen Organisation «Kach» verboten wurde. Die meisten Mitglieder der Siedlung stehen den Angaben zufolge dem Vorhaben skeptisch gegenüber. Auch aus anderen orthodoxen Kreisen ist Ablehnung zu hören. Kritisiert wird vor allem der geplante Opferkult.

Der jüdische Tempel wurde den biblischen Berichten zufolge von König Salomo (um 970 bis 930 vor Christus) erbaut. Die so genannte Klagemauer in Jerusalem besteht aus Teilen der antiken Westmauer des Tempels. Kreuser will sich von seinem Plan nicht abbringen lassen. «Der Messias ist kein Bauunternehmer», sagt er. «Wenn wir sein Kommen nicht vorbereiten, wird er niemals kommen.»