Kleines Glaubens-ABC für Aussiedler

Evangelische Kirche erklärt christliche Feste in einer Broschüre

Von epd-Mitarbeiter Gerrit-Richard Ranft

Neu-Ulm (epd). Deutschstämmige Aussiedler aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion tun sich schwer, die zahlreichen Feste der christlichen Kirchen in Deutschland in den rechten Zusammenhang zu bringen. Da soll jetzt ein Führer durchs Kirchenjahr Abhilfe schaffen, herausgegeben von der Aussiedlerseelsorge der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

«glauben + lieben + hoffen» ist der Titel der hundert Seiten starken Broschüre, die «Christliche Feste verstehen und mitfeiern» lehren soll. «Manche der Aussiedlerinnen und Aussiedler», bemerkt Landesbischof Johannes Friedrich im Vorwort, hätten noch eine Vorstellung von Glauben und kirchlicher Tradition. Immerhin bezeichne sich die Hälfte der Einreisenden als evangelisch. «Wir nehmen die Aufgabe der Integration ernst und laden ein, am Leben unserer Gemeinden teilzunehmen und unsere Traditionen kennen zu lernen»,
betont der Bischof.

Die Neuankömmlinge brauchen nach den Erfahrungen der Aussiedler-Seelsorger was «Handfestes», «wo man nachschauen kann», sagt Marion Abendroth, Neu-Ulmer Pfarrerin und gemeinsam mit dem Ingolstädter Pfarrer Helmut Küstenmacher Sprecherin der Aussiedlerseelsorger.

So sehen es auch Wladislaw Franz und Margrit Harder, die einen ersten Blick in die Neuerscheinung getan haben. «So was brauchen wir schon», bestätigt der Bäcker Franz aus Senden, «weil wir von fast allen
Feiertagen in Deutschland früher nichts gewusst haben». Er ist 25 Jahre alt, vor elf Jahren von Kasachstan nach Senden im Landkreis Neu-Ulm gezogen und wurde kürzlich von Marion Abendroth getauft. Als ihm einmal zum Jahresbeginn Sternsänger begegneten, erinnert sich Franz, sei ihm gleich klar gewesen, dass die für irgendwas Geld sammelten. «Wieso die aber so seltsame Gewänder trugen und einen Stern bei sich hatten, das habe ich nicht gewusst».

«Diese Situation vor Augen», sagt Mitautorin Abendroth, «kam unter uns Aussiedlerseelsorgern die Idee auf, ein handliches, nicht langweiliges Buch zu entwickeln, das den christlichen Glauben erklärt, seine Feste darstellt und so durch die Jahreszeiten führt». Was aus der Idee geworden ist, kann sich sehen lassen. Auf 102 Seiten, durchgängig mit weit mehr als 100 farbigen Bildern ausgestattet, mit Liedtexten auch und Noten, mit kleinen Rezepten, werden die Kirchenfeste erläutert.

Beginnend mit Advent erscheinen die großen christlichen Festtage, werden auch Kirchweih, Reformationstag bis hin zum Ewigkeitssonntag am Jahresende vorgestellt. Nicht vergessen sind die Familienfeiern von der Taufe über Konfirmation und kirchliche Trauung bis hin zur Beerdigung.

Glauben + lieben + hoffen, Christliche Feste verstehen und mitfeiern, Herausgegeben von der Aussiedlerseelsorge der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, für 3 Euro erhältlich im Buchhandel und in den Pfarrämtern. (1255/11.08.03)