Elisabeth Raiser weist Kritik an Ökumenischem Kirchentag zurück

Frankfurt a.M. (epd). Die evangelische Präsidentin des ersten Ökumenischen Kirchentags, Elisabeth Raiser, hat der Kritik katholischer Kardinäle an dem Christentreffen Ende Mai widersprochen. Bei den Vorwürfen der Kardinäle Joseph Ratzinger und Joachim Meisner handele es sich vor allem um einen Streit zwischen katholischer Amtskirche und Laien, sagte die Historikerin dem epd in Frankfurt. So seien die Trennung beim Abendmahl oder andere Hürden in der Ökumene dem katholischen Kirchenvolk nicht mehr zu vermitteln. Dies müsse innerhalb der katholischen Kirche geklärt werden.

Zuvor hatte bereits der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, die Kritik als «Verachtung des Laienkatholizismus» zurückgewiesen. Der Kölner Kardinal Meisner hatte Ende Juli erklärt, der Kirchentag habe zu Desorientierung in den Gemeinden geführt. Der deutsche Kurienkardinal Ratzinger warf dem christlichen Laientreffen einen Mangel an Kontur vor. Raiser entgegnete, fast alle, die dabei waren, hätten «das Gegenteil empfunden», darunter auch viele konservative Katholiken.

Ratzinger und Meisner seien vom Kirchentagspräsidium «bewusst» eingeladen worden. Ihre Absage könne auch kirchenpolitische Gründe haben, vermutet Raiser. Gewundert habe man sich darüber nicht, denn beide seien bekannt für ihre Zurückhaltung gegenüber allzu großen ökumenischen Fortschritten, so die Ehefrau des Generalsekretärs des Weltkirchenrates, Konrad Raiser. Die jetzige Kritik der beiden Kardinäle finde sie bedauerlich. Es sei einfacher, den Ökumenischen Kirchentag von außen zu kritisieren, als wenn man dabei gewesen ist.

Die Mehrheit der katholischen Bischöfe bewerteten ihrer Ansicht nach das Berliner Christentreffen als ökumenisches Ereignis voll spiritueller Tiefe, fügte Raiser hinzu. Besonders der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, und der im Vatikan für die Ökumene zuständige Kurienkardinal Walter Kasper hätten eine überaus positive Bilanz des Kirchentags gezogen. Auch Lehmann hatte die Kritik seiner Kardinalskollegen Ende Juli ungewohnt scharf zurückgewiesen.

Die Disziplinierung der beiden katholischen Priester Gotthold Hasenhüttl und Bernhard Kroll nach ihrer Teilnahme an ökumenischen Abendmahlsfeiern am Rande des Ökumenischen Kirchentags durch ihre Bischöfe bezeichnete Raiser als «absolut übertrieben». Mit der Begründung, dies sei eine «verbotene Gottesdienstgemeinschaft» gewesen, würden im Prinzip alle ökumenischen Gottesdienste auf dem Kirchentag diskreditiert. Raiser forderte für die Zukunft der ökumenischen Bewegung vor allem eine Stärkung der Laien.