Hilfsorganisationen befürchten erste Hungertote in Liberia

Friedrichsdorf (epd). In Liberia drohen nach Ansicht von Hilfsorganisationen die ersten Menschen zu verhungern. In der Hauptstadt Monrovia sei wegen der anhaltenden Kämpfe und Plünderungen die Versorgung mit Nahrungsmitteln praktisch zusammengebrochen, erklärte «World Vision» am Mittwoch in Friedrichsdorf. Es gebe fast kein sauberes Trinkwasser mehr, medizinische Hilfe für Verletzte sei kaum noch möglich.

Mitarbeiter des christlichen Hilfswerkes berichteten aus dem westafrikanischen Land, dass viele Menschen deutliche Zeichen von Unterernährung zeigten. Geschäfte und Läden in Monrovia seien geschlossen, so dass selbst diejenigen nichts kaufen könnten, die über Bargeld verfügten. Opfer der Kämpfe würde oft nicht beerdigt. «Leichen verrotten auf der Straße. Die hygienische Situation ist katastrophal», so World-Vision Mitarbeiterin Eleanor Monbiot.

«Ärzte ohne Grenzen» beklagte, dass es unmöglich geworden sei, Cholera-Kranke zu versorgen. «Wegen der Kämpfe wagen es die Menschen nicht mehr, zu unseren Notkliniken zu kommen», sagte der Sprecher der Hilfsorganisation, Kuen Henckaerts, dem epd. Zuvor seien pro Woche rund 350 Cholera-Kranke versorgt worden. Die zwei Krankenhäuser, in denen «Ärzte ohne Grenzen» bislang tätig war, seien inzwischen in der Hand der Rebellen und nicht mehr zugänglich.