Heftiger Streit in katholischer Kirche über Ökumenischen Kirchentag

Berlin/Bonn (epd). Zwischen katholischer Amtskirche und katholischen Laien ist ein heftiger Streit über den Ökumenischen Kirchentag entbrannt. Der Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, bezeichnete am Mittwoch in Bonn die jüngste Kritik von Kardinal Joseph Ratzinger und Kardinal Joachim Meisner am Kirchentag als verletzend und herabwürdigend. Beide Kardinäle hatten den Ökumenischen Kirchentag öffentlich kritisiert.

Der Kirchentag Ende Mai in Berlin hat nach Meyers Einschätzung «überzeugend die Kraft des christlichen Glaubens in Deutschland und den Willen zur Gemeinsamkeit der Christen» gezeigt. Leider gebe es aber Katholiken, die diesen Erfolg nicht wollten. Die Behauptung Meisners in einem Artikel der «Tagespost», der Kirchentag habe zu Desorientierung in den Gemeinden geführt, sei eine «durch nichts belegte Behauptung», warf Meyer dem Kölner Kardinal vor. Das Zentralkomitee gehörte neben dem Deutschen Evangelischen Kirchentag zu den Organisatoren des Ökumenischen Kirchentags.

Der deutsche Kurienkardinal in Rom, Ratzinger, hatte in einem Interview der «Rhein-Zeitung» dem Kirchentag einen Mangel an Kontur vorgeworfen. Damit verletze er nicht nur 200.000 Christen, sondern auch 40 katholische Bischöfe, die am Ökumenischen Kirchentag teilgenommen hätten, kritisierte Meyer. Vor allem gegenüber dem Berliner Kardinal Georg Sterzinsky, dem im Vatikan für Ökumene zuständigen Kardinal Walter Kasper und dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, sei dies ein Affront.

Meyer erinnerte daran, dass der Papst dem Kirchentag eine «ermutigende und sich zur ökumenischen Hoffnung bekennende Botschaft» übermitteln ließ. Mit seiner Kritik habe Ratzinger auch die vielen Christen, die sich in Verbänden und Gremien engagierten, persönlich verletzt und herabgewürdigt. Meyer sprach von einer «Verachtung des Laienkatholizismus».