Mitgliederschwund der evangelischen Kirche dauert an

Seit 1991 ging die Zahl der Protestanten um 2,75 Millionen zurück

Hannover (epd). Die evangelische Kirche hat binnen eines Jahrzehnts 2,75 Millionen Mitglieder verloren. Im Jahr 2001 gehörten den 24 Landeskirchen 26,45 Millionen Mitglieder an, wie aus einer am Donnerstag in Hannover vorgelegten Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hervorgeht. Nach der Wiedervereinigung der EKD im Jahr 1991 waren noch 29,2 Millionen Protestanten gezählt worden. Seither ist die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder kontinuierlich zurückgegangen.

«Der Mitgliederschwund spiegelt die demographische Entwicklung in Deutschland wider», sagte EKD-Sprecher Christof Vetter dem epd. Die Entwicklung sei für die Kirche nicht Besorgnis erregend. Als
erfreulich wertete der EKD-Sprecher, dass die Zahl der Kircheneintritte in den vergangenen Jahren relativ stabil geblieben sei. Die Kirchenaustritte seien hingegen leicht zurückgegangen.

Nach den aktuellsten vorliegenden Daten zur kirchlichen Mitgliederentwicklung beträgt der Anteil der Protestanten an der Gesamtbevölkerung 32,1 Prozent. Die katholische Kirche hatte nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz im Jahr 2001 rund 26,7 Millionen Mitglieder, was einem Bevölkerungsanteil von 32,3 Prozent entspricht.

Neben Sterbefällen schlagen sich in der Mitgliederstatistik Kirchenaustritte nieder. Im Jahr 2001 traten nach EKD-Angaben knapp 172.000 Menschen aus der Kirche aus. Damit hat sich der negative Trend der vergangenen Jahre etwas abgeschwächt. Im Jahr 2000 hatten mehr als 188.000 Menschen die Kirche verlassen, 1999 waren es knapp 193.000.

Den Austritten stehen Wiederaufnahmen, Übertritte und Erwachsenentaufen gegenüber. So ließen sich mehr als 22.000 Erwachsene im Jahr 2001 taufen. Rund 25.000 Protestanten, die der Kirche vorübergehend den Rücken gekehrt hatten, traten wieder ein. Zusammen mit Übertritten aus anderen Konfessionen und Religionsgemeinschaften wurden insgesamt rund 59.000 neue Kirchenmitglieder registriert.

Die Kindertaufen sind nach EKD-Angaben seit Jahren rückläufig. Wurden 1991 noch mehr als 299.000 Kinder in Deutschland evangelisch getauft, waren es 2001 nur noch knapp 220.000. Rund 319.000  Verstorbene wurden im selben Jahr von evangelischen Theologen bestattet.

An den evangelischen Gottesdiensten nahmen nach EKD-Angaben 2001 durchschnittlich mehr als eine Million Menschen teil, das entspricht knapp vier Prozent der Kirchenmitglieder. Gegenüber den Vorjahren war die Zahl der Besucher leicht rückläufig. Zum Vergleich: Die katholischen Gottesdienste besuchten im selben Jahr durchschnittlich 4,2 Millionen Menschen, das waren knapp 16 Prozent der Katholiken.

Die Zahl der Trauungen sank der EKD-Statistik zufolge im Jahr 2001 auf rund 58.000 von fast 70.000 im Vorjahr. 1991 hatten sich noch 102.000 Paare evangelisch trauen lassen. Rund 259.000 Mädchen und Jungen wurden 2001 konfirmiert, was etwa dem Stand des Vorjahres entsprach. (07288/10.7.2003)