Evangelische Kirche sucht protestantische Märtyrer

München (epd). Die evangelische Kirche sucht zurzeit protestantische Märtyrer aus der Zeit des 20. Jahrhunderts. Bei dieser «Spurensuche» gehe es um evangelische Christen, die wegen ihres evangelischen Glaubens oder ihres Widerstands gegen das NS-Regime oder andere Diktaturen getötet worden sind, erklärte die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte in München dem epd auf Anfrage. Gesucht würden die Namen bislang weitgehend unbekannter deutschsprachiger Männer und Frauen aus allen Schichten.

Bis Ende 2004 sei die Herausgabe einer umfangreichen Publikation mit zahlreichen Einzelbiografien geplant, so Andreas Kurschat von der historischen Forschungsstelle. Das Projekt wurde 1999 von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angeregt. In der von dem Institut angelegten Datenbank seien bereits mehrere hundert Personen aufgenommen worden, die im Einzelfall jedoch noch überprüft werden müssen.

In der katholischen, aber auch in der orthodoxen Kirche gibt es schon lange die Tradition von Märtyrerverzeichnissen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat zuletzt 1999 ein Verzeichnis der katholischen deutschen Märtyrer des 20. Jahrhunderts sowie unter dem Titel «Zeugen für Christus» das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts vorgelegt.

Der frühere Präses der EKD-Synode, Jürgen Schmude, hatte bereits vor zwei Jahren an die protestantischen Widerstandskämpfer in der NS-Zeit, im Stalinismus und der DDR-Diktatur erinnert. Die «Blutzeugen des Glaubens» dürften nicht einem «zweiten Tod, dem Tod durch Vergessen» anheim fallen, so Schmude. (07160/7.7.2003)

Hinweis: Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte in München sammelt entsprechende Hinweise, etwa Nachlässe oder Dokumente jeder Art. Mitteilungen nehmen auch regionale Vereine für Kirchengeschichte und Kirchenarchive entgegen. Kontakt unter E-Mail kurschat@evtheol.uni-muenchen.de. Informationen sind im Internet unter http://www.kirchliche-zeitgeschichte.info/ abrufbar.