Kirchen würdigen Aufstand als Vorzeichen der Wiedervereinigung

Mit einem Gottesdienst in der Berliner Marienkirche haben die Kirchen am Dienstag der Opfer des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 in der DDR gedacht. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, würdigte die Proteste der Arbeiter als Kampf um Wahrheit und Freiheit. «Der Aufstand, der schon am Abend niedergeschlagen war, war nicht vergeblich», sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann.

«Die Menschen hatten Hoffnung, weil sie wussten, dass nur die sowjetischen Panzer die Regierung gerettet hatten», sagte Lehmann. Der 17. Juni sei ein Vorzeichen der deutschen Wiedervereinigung gewesen. «Es war ein Aufstand gegen die Alleinherrschaft einer Clique, gegen deren Willkür der Leistungsnormen», unterstrich Kock. Ziel sei «eine freie, selbstbestimmte Gestaltung des Lebens» gewesen.

Der Aufstand habe die Rolle der Kirchen in der DDR als «einzige nicht angepasste Organisation» gestärkt, so Kock weiter. «Die Kirchen waren kleiner geworden, aber intakt geblieben.» Sie seien «Flucht- und Kristallisationspunkt» für viele Menschen geworden, «die ihre Grundskepsis gegenüber den Herrschenden nicht verloren hatten».

Zu den Gottesdienstbesuchern zählten neben Bundespräsident Johannes Rau und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) auch Politiker aus Bund und Ländern, darunter die CDU-Vorsitzende Angela Merkel, SPD-Fraktionschef Franz Müntefering und der frühere CDU-Vorsitzende Wolfgang Schäuble. Die Liturgie gestalteten die beiden Berliner Bischöfe Wolfgang Huber und Georg Sterzinsky.

Am 17. Juni 1953 hatten sowjetische Besatzungstruppen den Volksaufstand gegen das SED-Regime in vielen Orten der DDR gewaltsam niedergeschlagen. Zahlreiche Menschen kamen dabei ums Leben.