Initiativen von Rundfunkveranstaltern und Internetanbietern

Thüringer Innenminister: «Schritt in die richtige Richtung»

Berlin (epd). Mit speziellen Programmen wollen sich die am runden Tisch beteiligten Medienunternehmen gegen Gewalt und für Toleranz einsetzen. Nach dem Expertentreffen am 16. Juni in Berlin stellten sie ihre Initiativen vor. Der Thüringer Innenminister und Vorsitzende der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren, Andreas Trautvetter, sagte im Anschluss an das Treffen, die Vorschläge seien ein «Schritt in die richtige Richtung».

Die privaten Rundfunkveranstalter wollen unter dem Slogan «Gewalt ist keine Lösung» gemeinsam mit dem Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) und unter Beteiligung der Schulen zu einem Drehbuchwettbewerb für Kinder und Jugendliche aufrufen. Die Autoren sollen sich mit der Problematik und der Unsinnigkeit von Gewalt auseinander setzen. Die Siegeridee werde «als Trailer produziert» und von den privaten Fernsehsendern sowie von den beteiligten Online-Unternehmen ausgestrahlt, hieß es nach dem runden Tisch.

ARD, ZDF, der Kinderkanal (KiKa) und die dritten Programme starten die gemeinsame Aktion «gimme5», die unter dem Motto «Freundschaft und Toleranz im täglichen Zusammenleben» steht. Der Name der Aktionspielt auf den typischen Begrüßungshandschlag unter Jugendlichen an. Geplant sind Beiträge in einzelnen Sendungen, «Thementage Toleranz» und begleitende Hinweise im Kinderprogramm. Seit dem 3. Mai findet eine bundesweite «Mitmach-Aktion» für Kinder statt. Die ARD hatte Kinder zusätzlich im «Tigerentenclub» aufgerufen, Ideen für eine gewaltfreie Zukunft zu entwickeln.

Kino-Spots zur Entstehung von Gewalt

Die Filmindustrie will «mit bekannten Schauspielern» Kino-Spots zur Frage «Wie entsteht Gewalt und wie können wir sie verhindern» produzieren und deutschlandweit in die Kinos bringen. Die Video- und DVD-Anbieter haben sich verpflichtet, gemeinsam mit dem Bundesverband Audiovisuelle Medien aktualisierte Jugendschutz- und medienpädagogische Hinweise auf Videos und DVDs aufzuspielen. Den Kauf- und Mietkassetten sollen außerdem Informationszettel mit dem gleichen Inhalt beigelegt werden.

Die Mitgliedsunternehmen des Verbandes der Unterhaltungssoftware Deutschland e.V. (VUD) und der Förderverein für Jugend- und Sozialarbeit, der Träger der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) ist, bauen die unter der Internet-Adresse http://www.zavatar.de/ betriebene Datenbank zu einer Informationsplattform aus. Die Datenbank informiert über Computerspiele und Altersfreigaben. Nintendo, der japanische Hersteller von Computerspielen, will eine Informationsbroschüre für Eltern, Kinder und Jugendliche herausgeben, die allgemeine Hinweise zum neuen Jugendschutzgesetz, zur besonderen Rolle und Verantwortung von Familie und Erziehung sowie eine Darstellung der Alterskennzeichnungen der USK enthalten soll.

Wie von Bertelsmann, Siemens, der Werbeagentur BBDO und Sonja Lahnstein getragene Jugendinitiative «Step 21» stattet Schulen und Jugendeinrichtungen mit Medienboxen aus, mit deren Hilfe sich Jugendliche aktiv mit Gewaltprävention, Werteorientierung und ihrer eigenen Mediennutzung auseinander setzen können. Eine Jugend-Filmkampagne unter dem Motto «Wir gegen Gewalt» ist nach Angaben der Initiative in Planung.

 «Gesellschaftliche Ächtung von Gewalt»

Trautvetter rief die Medien auf, einen «erkennbaren Beitrag zu Stigmatisierung von Verbrechen und Gewalt» zu leisten. Die zunehmenden brutalen und gewalttätigen Szenen im Fernsehen, Kino und bei Video- und Computerspielen sowie im Internet müssten «unbedingt reduziert werden und eine gesellschaftliche Ächtung erfahren», sagte er.

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Christina Weiss, hatte vor Beginn des Treffens auf die besondere Rolle der Medienerziehung junger Menschen hingewiesen. Die Fähigkeit «Bildbotschaften elektronischer Medien» zu verstehen, sei besonders für Jugendliche wichtig. Sie sei «wesentlicher Teil der Erziehung junger Menschen zu kritikfähigen und eigenverantwortlichen Persönlichkeiten in unserer Gesellschaft».

Weiss sagte, das Projekt «Schulfilmwochen -- Lernort Kino» sei «eines der wichtigsten Instrumente der Initiative 'Medien gegen Gewalt'». Das Projekt startete im vergangenen Jahr und findet in verschiedenen
Bundesländern statt. Ausgewählte Kinos bieten eine unterrichtsbezogene Filmauswahl für Schüler und Lehrer zu einem reduzierten Eintrittspreis an. Dabei werden unter anderem Themenschwerpunkte wie Gewalt und Drogen behandelt.

FSM: Europäische Mindeststandards notwendig

Die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia (FSM), der rund 480 Verlage, Rundfunk- und Internetunternehmen angehören, teilte nach dem Expertentreffen mit, sie habe kürzlich in Kooperation mit anderen Verbänden einen Internet-Führer für Eltern und eine Broschüre mit Surf-Tipps für Kinder veröffentlicht. Jedes Mitglied der FSM habe einen Verhaltenskodex unterzeichnet, in dem es sich verpflichte, «Inhalte mit unangemessenen Gewaltdarstellungen nicht anzubieten oder zu vermitteln», sagte der Vorsitzende der FSM, Arthur Waldenberger.

Ein effektives Vorgehen gegen «nicht sachgerechte Gewaltdarstellungen» in Online-Medien sei jedoch nur möglich, wenn es einheitliche Definitionen und Sanktionen von unzulässigen Gewaltdarstellungen in der Europäischen Union gebe, erklärte Waldenberger. Die Politik sei deshalb aufgefordert, sich auf internationaler Ebene stärker für europäische Mindeststandards einzusetzen. Unzulässige Gewaltdarstellungen seien fast ausschließlich auf Servern im Ausland zu finden. Nach Angaben der FSM arbeiten die Anbieter von Online-Medien bereits jetzt international im Dachverband der europäischen Beschwerdehotlines, INHOPE, zusammen. Eine stärkere Unterstützung von INHOPE durch die Politik wäre nach Darstellung der FSM daher wünschenswert. dir