Kirchen gedenken der Opfer des 17. Juni 1953

Kock und Lehmann rufen zur Vollendung der inneren Einheit Deutschlands auf

Die beiden großen Kirchen haben der Opfer des Volksaufstandes in der DDR vor 50 Jahren gedacht. Der 17. Juni 1953 bleibe «ein Symbol der Zivilcourage und des Einsatzes für Menschenrechte, Selbstbestimmung, Glaubens- und Gewissensfreiheit», erklärten der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, am Montag in einem gemeinsamen Wort zum 50. Jahrestag des Aufstandes. Zugleich riefen sie dazu auf, die innere Einheit Deutschlands voranzubringen.

Kock und Lehmann erinnerten daran, dass über hundert Demonstranten getötet und über tausend als politische Häftlinge eingesperrt worden seien. Hunderttausende Menschen seien aus der DDR geflüchtet. Die gewaltsame Niederschlagung des Aufstandes habe die Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung und den Ruf nach Wiederherstellung der deutschen Einheit aber nicht zum Verstummen gebracht, erklärten die obersten Repräsentanten von Katholiken und Protestanten in Deutschland.

Katholiken und Protestanten in der DDR, vor allem Mitglieder der Jungen Gemeinden und der Studentengemeinden, hätten sich damals gegen die Einheitspartei SED gewehrt, weil diese versucht habe, das Christentum durch eine materialistische Weltanschauung zu ersetzen, so Kock und Lehmann. Viele junge Menschen seien kriminalisiert und von ihren Schulen und Hochschulen verwiesen worden. Die Christen in der DDR hätten sich aber durch diesen Kampf gegen die Kirche nicht einschüchtern lassen.

Kock und Lehmann verwiesen auf den Zusammenhang zwischen dem 17. Juni 1953 und dem Tag des Mauerbaus am 13. August 1961 sowie dem Mauerfall am 9. November 1989 und der Wiedergewinnung der staatlichen Einheit am 3. Oktober 1990. Es gebe daher nicht nur Anlass zur Erinnerung an die leidvollen Erfahrungen der jahrzehntelangen Teilung Deutschlands, sondern auch zum Dank für die wieder gewonnene Einheit.   Zugleich verwiesen die beiden Kirchenvertreter darauf, dass die menschlichen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen der deutschen Teilung noch längst nicht überwunden seien. «Die Erinnerung an den 17. Juni ist deshalb auch eine Aufforderung an uns alle, in den Bemühungen, die innere Einheit Deutschlands voranzubringen, nicht nachzulassen», so Kock und Lehmann.