"Vertrauliche Geburt" statt Babyklappe?

Fachleute diskutieren Folgen der anonymen Geburt und suchen juristischen Kompromiss

Von Eva Richter

Bonn (epd). Die Gegner von Babyklappen und anonymer Geburt machen mobil. Sie wollen die mögliche Legalisierung der umstrittenen Angebote auf jeden Fall verhindern. Auf einer Fachtagung des Kinderhilfswerks terres des hommes urteilte der Adoptionsexperte des Verbandes, Bernd Wacker: "Babyklappen und anonyme Geburt sind rechtswidrig, überflüssig und schädlich."

Den Angaben der Veranstalter zufolge existieren mittlerweile bundesweit mindestens 50 Babyklappen, die zwar geduldet, aber ohne gesetzliche Grundlage sind. "Diese Angebote widersprechen dem Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft. Außerdem ist überhaupt nicht bewiesen, dass dadurch Kindestötungen und Aussetzungen verhindert werden", argumentiert Wacker. Die Reihen der Gegner schließen sich wieder fester, seit Irmgard-Schewe-Gerigk (Bündns 90/Die Grünen) jüngst in einem Interview ankündigte, die Fraktionen des Bundestages wollten in den kommenden Monaten einen gemeinsamen Gesetzesentwurf zur Legalisierung der anonymen Geburt erarbeiten. Prompt erhielt die Diskussion um das Für und Wider neue Nahrung.

Ob ein solches Gesetz tatsächlich kommt, vermag jedoch niemand zu sagen. In der Vergangenheit scheiterten diese Bemühungen kläglich. Ulrike Riedel, ehemalige Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium und ebenfalls vehemente Gegnerin der anonymen Geburt, erklärte warum: "Der interfraktionelle Gesetzentwurf zur Regelung der anonymen Geburt im vergangenen Jahr hat überhaupt nur deshalb die erste Lesung erreicht, weil man sich der Folgen und rechtlichen Probleme zunächst nicht bewusst war." Eine Legalisierung der anonymen Geburt sei ein Eingriff in das Recht auf Kenntnis der eigenen Herkunft, der völlig unnötig sei. "Müttern in Notlagen kann auch auf legalem Wege geholfen werden", so Riedel. Sie halte es für ausgeschlossen, dass anonyme Angebote in Zukunft legalisiert werden.

Maria Elisabeth Thoma, Bundesvorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), sah dies ambivalenter: "Wenn wir keine Anonymität zusichern, erreichen wir bestimmte Frauen – vor allem Migrantinnen und sehr junge Mädchen – gar nicht." Es sei nicht sinnvoll, das Angebot der anonymen Geburt völlig verschwinden zu lassen: Das müsse dann durch "die vertrauliche Geburt ersetzt werden".

"Vertrauliche Geburt" – der Terminus fiel häufiger bei diesem Treffen der Babyklappen-Gegner und könnte den Weg zu einem Kompromiss weisen. Demnach kann eine Frau, die sich in ihrer Not in eine Beratung begibt, verlangen, dass ihre Daten an keinen Dritten weitergegeben werden. Nur das später adoptierte Kind kann ab einem bestimmten Alter Auskunft über seine Abstammung erhalten.