Bischof Huber: Besitzstandsdenken bedroht soziales Netz

Berlin (epd). Das Besitzstandsdenken bedroht nach Ansicht des Berliner evangelischen Bischofs Wolfgang Huber zunehmend das soziale Netz in Deutschland. Oft seien es dieselben, die eine Senkung der Lohnkosten verlangen, aber die eigenen Gehälter kräftig steigern, erklärte Huber am Freitag auf dem Berliner Ökumenischen Kirchentag bei einer Bibelarbeit. «Die Reform des Sozialstaats wird gefordert, aber dem eigenen Geldbeutel soll sie nicht wehtun.»

Wer als Manager schwere Fehler mache, könne unter Umständen mit einem «goldenen Handschlag» in Millionenhöhe rechnen. Wer dagegen nach dreißig Jahren arbeitslos wird, stehe ohne Perspektive dar. Deshalb wirke die Ankündigung, ältere Arbeitslose sollten ein kürzeres Arbeitslosengeld bekommen, auf viele wie «blanker Hohn».

Die Bereitschaft zum Verzicht dürfe nicht zur Umverteilung von unten nach oben genutzt werden, fügte der Sozialethiker hinzu. Nur so lasse sich Besitzstandsdenken überwinden. Huber: «Der Sozialstaat wird gesichert, wenn mehr Gerechtigkeit herrscht, nicht weniger.».