Kock und Lehmann: Kirchentag soll Signal der Gemeinsamkeit werden

Frankfurt a.M. (epd). Die höchsten Repräsentanten der deutschen Protestanten und Katholiken erwarten vom Ökumenischen Kirchentag in Berlin ein Signal der Gemeinsamkeit. «Wir Christen haben eine gemeinsame Sendung für unsere Welt», sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, in einem epd-Interview. Manfred Kock, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erwartet in Berlin Begegnungen mit einer Form von Kirche, «die trotz mancher Verschiedenheiten auch gemeinsam sprechen kann». Dazu gehöre, «gemeinsam zu streiten zu verstehen.»

Beim ersten Ökumenischen Kirchentag, der am Mittwochabend beginnt, sind in Berlin bis Sonntag rund 3.200 Veranstaltungen geplant. Lehmann erhofft sich «einen neuen missionarischen Aufbruch und selbstbewusste Christen». Kock wünscht den fast 200.000 erwarteten Besuchern «neue Impulse für ihre eigene Spiritualität».

In der umstrittenen Frage des gemeinsamen Abendmahls müssen nach Ansicht des EKD-Ratsvorsitzenden vorher noch trennende Punkte redlich diskutiert werden. Mit Blick auf bereits in Berlin geplante konfessionsübergreifende Feiern sagte er: «Das, worum es beim Abendmahl geht, eignet sich nicht für eine Demonstration von Ungehorsam.» Er äußerte sich ebenso wie Lehmann optimistisch, dass es zu einer Einigung in Zukunft komme. Während Kock von «ein paar Jahren» sprach, sagte Lehmann: «Wir sollten diesen Weg beherzt gehen, unabhängig, wie weit er noch ist.» Der Papst habe in seiner jüngsten Enzyklika dazu ermutigt, «den Weg zur vollen Einheit weiterzugehen».

Zur Perspektive der Ökumene sagte der bisherige rheinische Präses Kock: «Wir brauchen den Mut der Mutigen und das Drängen derer, die mehr Fortschritt wollen.» Zugleich sei aber auch Besonnenheit angesichts der Empfindsamkeiten und Grenzen der anderen Seite nötig. «Ökumene ist ein lebendiger Prozess, der sich nicht für Hau-Ruck-Verfahren eignet.»

Der Mainzer Bischof Lehmann räumte ein, dass es unter den katholischen Pfarrgemeinden ökumenisch «engagierte und weniger engagierte» gebe. Wichtige Impulse seien in der katholischen Kirche aber auch von oben ausgegangen, etwa vom Zweiten Vatikanischen Konzil oder von Papst Johannes Paul II.

Während der EKD-Ratsvorsitzende Pläne unterstützt, bereits unmittelbar nach Abschluss der Berliner Großveranstaltung einen Termin für den nächsten Ökumenischen Kirchentag ins Auge zu fassen, äußerte sich Lehmann zurückhaltender. Im Anschluss an Berlin müssten die Erfahrungen gründlich ausgewertet werden. «Dann werden wir weiter sehen», sagte der Kardinal.

Er freue sich angesichts des umfangreichen Programms besonders auf die Gottesdienste beim Kirchentag, fügte Lehmann hinzu. «Sie sind eine Klammer, die uns beim Wesentlichen hält: Es ist Zeit, an Gott zu denken und von Gott zu sprechen.» Auch für Kock ist ein Schwerpunkt «die Feier von Gottesdiensten und die Suche nach Orten der Stille - inmitten dieser vielen Menschen». Zudem freue er sich auf die Begegnungen mit Menschen aus aller Welt.