Von Gustav Heinemann zu Barbara Rinke

Die Präsides der EKD-Synode seit 1949

Leipzig (epd). Mit Barbara Rinke steht erstmals eine Frau an der Spitze der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die am Freitag in Leipzig gewählte 56-jährige Ostdeutsche ist die siebte Präses des protestantischen Kirchenparlaments. Die sozialdemokratische Oberbürgermeisterin von Nordhausen (Thüringen) übernimmt das Ehrenamt von Jürgen Schmude (66). Der frühere SPD-Bundesminister hatte die Synode 18 Jahre geleitet.

Von Rinkes insgesamt sechs Vorgängern errang Gustav Heinemann (1899-1976) als späterer Bundespräsident die größte Prominenz. Der frühere Bundesinnen- und Justizminister wurde 1969 in das höchste Staatsamt gewählt. Von 1949 bis 1955 war Heinemann, der in der Zeit der NS-Diktatur der oppositionellen Bekennenden Kirche angehört hatte, Präses der damals noch gesamtdeutschen EKD-Synode.

Auf Heinemann folgte der Agrar- und Wirtschaftswissenschaftler Constantin von Dietze (1891-1973), der die Synode bis 1961 leitete. Auch von Dietze hatte der Bekennenden Kirche angehört und war deshalb von den Nationalsozialisten inhaftiert worden. Sein Nachfolger war der Jurist Hans Puttfarcken (1902-1971). Der ehemalige Richter und spätere Ministerialrat im hessischen Justizministerium trat 1970 vom Präsesamt zurück. Der Grund waren Differenzen nach dem Ausscheiden der ostdeutschen Mitgliedskirchen aus der EKD und der Gründung des DDR-Kirchenbundes.

Zum Nachfolger Puttfarckens wurde der Tübinger Rechtswissenschaftler Ludwig Raiser gewählt. Der 1980 gestorbene Hochschullehrer war unter anderem Rektor der Universitäten Göttingen und Tübingen und Präsident der Westdeutschen und der Europäischen Rektorenkonferenz. Der engagierte Christ setzte sich besonders für eine Struktur- und Verfassungsreform der EKD ein.

Nach Raiser übernahm 1973 Cornelius von Heyl das Präsesamt. Der 1933 in Worms geborene Jurist arbeitete als Kirchenbeamter bei der EKD, als Rechtsanwalt sowie im rheinland-pfälzischen Sozialministerium. Von Heyl stand bis 1985 an der Spitze des höchsten Entscheidungsgremiums der deutschen Protestanten.

Mit Jürgen Schmude wählte die Synode 1985 einen früheren Spitzenpolitiker zum Präses. Mit Geschick, Akribie und Humor leitete der ehemalige Bildungs- und Justizminister die Synode länger als jeder seiner Vorgänger, nämlich über drei Amtsperioden. Das wichtigste Ereignis in diesen 18 Jahren war der Wiederbeitritt der ostdeutschen Landeskirchen zur EKD und die Konstituierung der gesamtdeutschen Synode im Jahr 1991. Der neu konstituierten 10. EKD-Synode gehört der 66-Jährige nicht mehr an.