EKD-Synodenpräses Rinke: Soziale Gerechtigkeit neu definieren

Leipzig (epd). Die neue Synodenpräses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Barbara Rinke, hat mehr Bereitschaft zu gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland gefordert. Die Kirche könne Mut machen und zur Schaffung eines Klimas beitragen, dass soziale Reformen ermögliche, sagte Rinke in Leipzig in einem epd-Interview. Dazu müsse vor allem Gerechtigkeit neu definiert werden. Es gehe nicht an, dass immer weniger Menschen immer mehr verdienten.

Für die Kirche, deren Auftrag «grundsätzlich in die Gesellschaft hinein gerichtet» sei, bedeute die Frage nach der Gerechtigkeit ein zentrales biblische Thema, so die frühere Unternehmerin. Vor dem Hintergrund des Evangeliums könne die Kirche «mit viel mehr Freiheit reden, als alle möglichen Lobbyisten, Verbände und Vereine». Dies solle sie auch tun, obwohl sie selbst als Arbeitgeberin genug Probleme habe und auch kein völlig «anderes Modell» leben könne.

Die EKD-Synode sei aufgefordert, «wachsam auf das zu hören, was die Menschen bedrückt und dazu Stellung zu nehmen», sagte Rinke. Dabei müsse das oberste kirchliche Leitungsgremium «noch mutiger werden» und auch «etwas zumuten». Dies betreffe zum Beispiel die Arbeitslosigkeit und die Frage des demografischen Wandels, die demnächst aufgegriffen werden sollte, da sie «bedrängend» sei.

Vom Ökumenischen Kirchentag, der am kommenden Mittwoch in Berlin beginnt, erwartet sich Präses Rinke ein «Stück gegenseitiger Annäherung» zwischen Protestanten und Katholiken. «In der Frage des gemeinsamen Abendmahls habe ich mir mehr erhofft», sagte Rinke, die dem Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags angehört und selber 1999 Kirchentagspräsidentin in Stuttgart war. «Aber ich sehe, dass die Laien gar nicht so weit auseinander sind.» Im Übrigen stehe das Abendmahl für sie nicht im Zentrum der Begegnung.

Vielmehr habe das gemeinsame Feiern von Evangelischen, Katholischen und denen, die weder das eine noch das andere seien, einen solchen Wert, dass «wir nach dem Kirchentag eine andere Gemeinschaft sind.» Sie hoffe besonders, dass der Ökumenische Kirchentag auch viele Nichtchristen anspreche. Diese hätten die «große Chance einfach mal hineinzuschauen - egal ob in eine evangelische oder katholische Kirche - und mitzumachen».