Robert-Geisendörfer-Preis für TV- und Hörfunkbeiträge verliehen

Frankfurt a.M. (epd). Ein Fernsehbeitrag in «Phoenix» über die Inszenierung von Politik im Wahlkampf und ein TV-Porträt des Fotografen Jupp Darchinger in RTL werden in diesem Jahr mit dem Robert-Geisendörfer-Preis der evangelischen Kirche ausgezeichnet. Zwei weitere Preise werden für Hörfunkbeiträge über deutsche Zwangsarbeiterinnen in Russland (SFB/ORB) und ein Häftlingsbordell im ehemaligen KZ Buchenwald (MDR) vergeben, wie die Geschäftsführung des Medienpreises am Mittwoch in Frankfurt am Main mitteilte. Die Preise sind mit jeweils 2.500 Euro dotiert.

Der nach dem evangelischen Publizisten Robert Geisendörfer (1910-1976) benannte Preis wurde in diesem Jahr zum 20. Mal vergeben. Die Auszeichnungen werden am 1. September in Berlin an die Preisträger verliehen. Der Festakt findet beim neu gegründeten Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) statt.  Einer der Fernsehpreise geht an den Ereignis- und Dokumentationskanal Phoenix, der im vergangenen Jahr «Das große Schauspiel» sendete, eine kritische Collage von Stephan Lamby und Klaus Radke über die «Inszenierung von Politik im permanenten Wahlkampf». Hier lobt die Jury den «Witz und Scharfsinn» des Films.

Ein weiterer Preis geht an das Privatfernsehen. Die AZ Media TV, ein unabhängiger Programmveranstalter, der auf RTL sendet, wird für ein Porträt des Fotografen Jupp Darchinger ausgezeichnet, der von der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn aus fünf Jahrzehnte deutsche Nachkriegsgeschichte begleitete. Den Preis erhält der Filmautor Dieter Oeckl, der die Bonner Politik im Leben Darchingers gespiegelt hatte.

Der Zweite Weltkrieg und seine Nachwirkungen stehen im Mittelpunkt einer Radiosendung, die die Jury unter Vorsitz des badischen Landesbischofs Ulrich Fischer für preiswürdig erachtete: «Zehn Jahre Sibir - Deutsche Zwangsarbeiterinnen in Schadrinsk». In dieser von SFB und ORB koproduzierten Originalton-Dokumentation erzählen Frauen von dem, was sie erlitten, nachdem sie bei Kriegsende nach Russland verschleppt worden waren. Die ausgezeichnete Autorin Charlotte Drews-Bernstein erhält damit ihren dritten Geisendörfer-Preis. Hervorgehoben wird auch die Leistung der Regisseurin Barbara Entrup.

Ein weiterer Hörfunkpreis wurde für die MDR-Produktion «Alles für zwei Mark» über das Häftlingsbordell in Buchenwald an die Autorinnen Rosemarie Mieder und Gislinde Schwarz sowie die Regisseurin Sabine Ranzinger vergeben. In dem Beitrag sah die Jury ein «herausragendes Beispiel» dafür, wie im Rundfunk Stimmen von Augenzeugen als «Vermächtnis und Warnung» bewahrt werden können.

Der mit 1.500 Euro dotierte Sonderpreis der Jury galt der Hörfunk-Kurzreportage. Ausgezeichnet wird ein Autoren- und Reporterteam von SWR 3, das täglich kurz vor 18 Uhr das «SWR 3 Topthema» des Tages in kritischer und komprimierter Form ausleuchtet. Nach Auffassung der Jury ist diese «exzellente Standardleistung» in den Unterhaltungsprogrammen des Radios von heute selten geworden.