Synode in Leipzig: Viele neue Köpfe bestimmen Kurs der EKD bis 2009

Präses Schmude hört nach 18 Jahren auf - Nachfolge Kocks wird im Herbst entschieden

Von Thomas Schiller (epd)

Frankfurt a.M./Leipzig (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland erneuert ihre Leitungsgremien für die Zeit bis 2009. Vom 23. bis 25. Mai tritt in Leipzig die neue Synode zusammen. Das Kirchenparlament amtiert für die kommenden sechs Jahre. Im Herbst 2003 wird dann auch der Rat der EKD, das oberste Leitungsgremium, neu gewählt - und ein Nachfolger für Manfred Kock (67), den bisherigen Ratsvorsitzenden.

Bei den 120 Synodalen findet ein Generationen-Wechsel statt: 60 Prozent der Mitglieder sind neu. Sie müssen zuerst eine neue Leitung wählen, denn Präses Jürgen Schmude (66) tritt nach 18 Jahren nicht mehr an. Der frühere SPD-Bundesminister hat durch ruhige und klare Führung den Stil der Synode geprägt. Wichtig sei es, «massiv auf einen Konsens hinzuwirken», meint der promovierte Jurist, «wer kurzen Prozess und schnell Klarheit will, schadet der Kirche.»

Die Nachfolge Schmudes ist noch unklar. Mehrere Namen sind im Gespräch: Schmudes Stellvertreterin Barbara Rinke wird genannt, sie war 1999 Präsidentin des Deutschen Evangelischen Kirchentages und ist SPD-Oberbürgermeisterin von Nordhausen. Chancen werden auch dem CDU-Bundestagsabgeordneten Hermann Gröhe eingeräumt, der schon jetzt dem Rat der EKD angehört. Der Name eines weiteren Ratsmitgliedes kursiert: Robert Leicht, ehemaliger Chefredakteur der Wochenzeitung «Die Zeit» und Präsident der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg. Alle drei sind vom Rat der EKD in die Synode entsandt.

Auch von denjenigen EKD-Synodalen, die von den Landeskirchen delegiert wurden, gibt es profilierte Personen mit parlamentarischer Erfahrung, etwa den früheren niedersächsischen Landtagspräsidenten Rolf Wernstedt sowie Elisabeth Lingner, die Präsidentin der nordelbischen Synode. Der Ausgang der Präses-Wahl ist völlig offen.

Der bisherige Amtsinhaber äußert sich zurückhaltend. «Besonders in Personalentscheidungen lassen sich die Synodalen nicht von irgendwem, und sei er noch so geübt in der Vorbereitung, vorschreiben, wen sie zu wählen haben», sagt Jürgen Schmude im Rückblick auf seine 18 Amtsjahre mit drei Überraschungs-Entscheidungen um den Ratsvorsitz. «Wer vorher als Favorit galt, wurde nicht Ratsvorsitzender» - zuletzt 1997. Der Berliner Bischof Wolfgang Huber galt als Favorit, doch der rheinische Präses Manfred Kock ging als Sieger hervor. «Da macht sich die Synode selbst das Leben schwer, und den Kandidaten, die bei den Ratswahlen immer wieder durchfallen, erst recht», sagt Schmude.

Wer im November auf Kock folgt, auch darüber wird spekuliert. Eine Rolle könnte die Bekenntnisfrage spielen: Sind nach drei Vorsitzenden aus unierten Kirchen die Lutheraner dran? Es fallen die Namen der Bischöfin von Hannover, Margot Käßmann, und des bayerischen Bischofs Johannes Friedrich. Tritt Wolfgang Huber nochmals an? Der Hauptstadt-Bischof will sich vor dem Ökumenischen Kirchentag nicht äußern.

Bis Herbst werden sicherlich noch Namen dazu kommen. Und es bleibt bis zum Schluss möglich, dass ein bis dato Ungenannter die November-Synode als Ratsvorsitzender verlässt. Der scheidende Präses Schmude meint jedenfalls, die Synode habe «ein Gespür dafür, welche Persönlichkeit es wohl sein könnte, mit der man die nächsten sechs Jahre an der Spitze der EKD leben und arbeiten möchte.»