Schmude erhofft klare Worte der Kirche zur Alterung der Gesellschaft

Moers (epd). Der scheidende Präses der EKD-Synode, Jürgen Schmude, hofft auf klare Worte des evangelischen Kirchenparlaments zur Alterung der Gesellschaft. Auch den Alten selbst müsse eingeschärft werden, wie sie zum Frieden zwischen den Generationen beitragen könnten, sagte der frühere SPD-Bundesminister in einem epd-Interview in Moers. Die jüngere Generation sei mit ihren Verpflichtungen für die Älteren zunehmend belastet. «Es handelt sich um ein Thema, bei dem Politiker zurückstecken, weil sie sich vor dem erheblichen Wählerpotenzial der älteren Generation fürchten», sagte der 66jährige Jurist.

Schmude war 18 Jahre Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Er gibt nun den Vorsitz auf und gehört nicht mehr der neuen Synode an, die sich vom 23. bis 25. Mai in Leipzig für die nächsten sechs Jahre konstituiert. Schmude bedauerte, dass das Kirchenparlament vor zwei Jahren den Vorschlag abgelehnt habe, die Generationenfrage zum Thema der Synode zu machen. «Dabei wäre es nicht darum gegangen, den vielen Bekundungen der Ehrerbietungen vor dem Alter noch eine weitere hinzuzufügen», sagte Schmude. Er hoffe zuversichtlich, dass das höchste EKD-Gremium an diesem Thema noch arbeiten werde.

Im Streit um die Regierungspläne zur Sozialreform sieht Schmude Differenzen zwischen der der EKD und den Gewerkschaften. Die Gewerkschafts-Forderung, die Belastung der sozial Schwächeren zu unterlassen, berücksichtige nicht genügend die Frage der Finanzierung. «Sie fragen nicht allzu vertieft danach, wie das alles auf Dauer weiter gehen soll». Die evangelische Kirche fordere dagegen, auf die Finanzierbarkeit und Stabilität der sozialen Systeme zu achten, um «die Gruppen der Schwachen angemessen und zukunftsträchtig zu vertreten».

Er sprach sich dafür aus, die Reformpläne in ihrem Zusammenhang zu würdigen und nicht «jede Einzelmaßnahme auf eine innere Ausgewogenheit im Sinne der Gerechtigkeit». Es sei darüber zu diskutieren, ob auch andere Gruppen stärker belastet werden müssten. Er rechnet damit, dass sich die Synode bereits bei ihrer anstehenden Plenarsitzung in Leipzig mit dem Thema befassen werde. Äußerungen des EKD-Ratsvorsitzenden Manfred Kock, der die Reformpläne der Bundesregierung grundsätzlich begrüßt, waren in der Kirche auf Kritik gestoßen.

Nach drei Legislaturperioden von je sechs Jahren scheidet Schmude aus dem Präses-Amt aus. Die üblichen Konsens-Beschlüsse der Synode in wichtigen Fragen hält der 66jährige für unabdingbar. Der Kirche sei nicht damit gedient, dass gerade in schwierigen Entscheidungen große Minderheiten ausgeschlossen werden. «Solche Beschlüsse tragen nicht lange.» Das Gremium dürfe nicht die Mühe scheuen, lange an Kompromissformulierungen zu arbeiten. «Wer kurzen Prozess und schnell Klarheit will, der schadet der Kirche», sagte Schmude.

Der ehemalige Bundesminister für Bildung und für Justiz hält eine Steigerung der Effizienz in der evangelischen Kirche für möglich. «Kirche ist ein großer Sitzungsbetrieb», sagte Schmude. Auf verschiedenen Ebenen seien viele Gremien beschäftigt, die nicht nur diskutieren und beraten, sondern auch Themen vertagen und auf andere Ebenen spielen. Es müssten Wege gefunden werden, die zu mehr Konzentration führten und dennoch eine Mitsprache der Betroffenen bei Entscheidungen sicherstellten.