Umfrage: Große Mehrheit für christliche Werte

Aber Skepsis gegenüber “C”-Partei – Kirchenworte fallen auf steinigen Boden

B e r l i n (idea) – Eine große Mehrheit der Deutschen unterstützt das christliche Menschenbild und eine werte-orientierte Politik. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap im Auftrag der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (Bonn/Berlin). 73 Prozent von 1.000 telefonisch befragten Bürger glauben, dass christliche Wertvorstellungen in Zukunft mindestens genauso bedeutsam sind wie heute. Rund ein Drittel meint, dass das Christliche in der Politik künftig wieder wichtiger wird. 92 Prozent wünschen sich kirchliche Äußerungen zu Menschenrechtsfragen, 87 Prozent befürworten Stellungnahmen zu “Krieg und Frieden” und 85 Prozent zur Sterbehilfe. Weniger gefragt sind Erklärungen zur Wirtschafts- und Sozialpolitik: 42 bzw. 34 Prozent wünschen Kirchenäußerungen zu diesen Themen. “Offenbar liegt die Expertise hier bei anderen gesellschaftlichen Gruppen”, so die Meinungsforscher. Kirchenworte fallen allgemein auf steinigen Boden: Nur 18 Prozent der Befragten haben kirchliche Stellungnahmen zur Meinungsbildung genutzt. 62 Prozent meinen, dass die Kirchen nicht versuchen sollten, die Regierung zu beeinflussen, und 44 Prozent wünschen sich mehr Menschen mit religiöser Überzeugung in öffentlichen Ämtern. Unzufrieden sind die meisten mit der CDU als christlicher Partei: 73 Prozent aller Befragten meinen, dass die Partei derzeit keine christlichen Vorstellungen politisch umsetze. 29 Prozent halten das “C” im Parteinamen für einen Missbrauch. Dies sei kein Grund, auf das “C” zu verzichten, erklärte der Thüringer Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) bei der Vorstellung der Studie am 12. Mai in Berlin. Ohnehin orientierten sich die Wähler nicht mehr so stark wie früher an kirchlichen Bindungen. Bei der letzten Landtagswahl habe er 51 Prozent der Stimmen erhalten, obwohl nur 28 Prozent der Thüringer einer Kirche angehören.

40 Prozent der Grünen-Anhänger sind religiös

Bundesweit gehören 51 Prozent der CDU-Anhänger einer Kirche an. 38 Prozent der SPD-Anhänger bezeichnen sich als “sehr” oder “ziemlich” religiös, bei den Grünen sind es 40 Prozent. Eine deutliche Mehrheit der Grünen-Anhänger befürwortet kirchliche Stellungnahmen zu aktuellen Themen. Auch das christliche Menschenbild und die christlichen Wertvorstellungen werden von ihnen stärker akzeptiert als von Wählern der SPD, PDS oder FDP. Vogel: “Ich fühle mich bestätigt, dass bei den Grünen eine andere Generation heranzuwachsen scheint.”

Mehrheit für Kreuz im Klassenzimmer – Unbeliebte Kirchensteuer

Allgemein zufrieden sind die Deutschen mit dem Engagement der Kirchen im öffentlichen Leben. 82 Prozent befürworten den Religionsunterricht an staatlichen Schulen. 56 Prozent der Befragten halten christliche Symbole in öffentlichen Räumen, etwa ein Kreuz im Klassenzimmer, für richtig. 54 Prozent sind für die Nennung Gottes in der Präambel des Grundgesetzes. Hier zeigen sich aber deutliche Unterschiede zwischen Ost und West: Während 58 Prozent in der alten Bundesrepublik Kruzifixe in öffentlichen Räumen akzeptieren, sind es in den neuen Ländern nur 34 Prozent. Die Kirchensteuer ist überall unbeliebt: nur 43 Prozent halten dieses Finanzierungssystem für richtig.

78 Prozent kennen den Wortlaut des Vaterunsers, aber nur 24 Prozent beten täglich

Der Umfrage zufolge fühlen sich 30 Prozent der Befragten mit der Kirche “überhaupt nicht verbunden”. Fünf Prozent bezeichnen sich als “sehr stark”, 16 Prozent als “stark” und 49 Prozent als “etwas” mit der Kirche verbunden. Nach dem persönlichen Glauben befragt, erklärten 48 Prozent, dass sie an die Auferstehung Jesu Christi glauben. 43 Prozent sind überzeugt, dass es ein Jüngstes Gericht gibt. Den Gottesdienst besuchen 29 Prozent der Befragten mehrmals im Jahr, sieben Prozent gehen jede Woche zur Kirche, und 22 Prozent setzen nie ihren Fuß in ein Gotteshaus. 24 Prozent erklärten, einmal täglich ein Gebet zu sprechen, 31 Prozent beten nie. 76 Prozent kennen den Wortlaut des Vaterunsers. Wichtig ist der großen Mehrheit die Präsenz der Kirche vor Ort, etwa durch Pfarrer oder Pfarrerin. Rund 65 Prozent wünschen sich mehr persönliche Gespräche mit dem Geistlichen, immerhin 43 Prozent haben sich schon einmal mit ihm oder ihr unterhalten.

Islam: Ja zur Religionsfreiheit - Nein zur Moschee um die Ecke

Im Blick auf den Islam sind 64 Prozent der Meinung, dass Moslems in Deutschland ihre Religion ohne Einschränkung ausüben dürfen sollten. 53 Prozent befürworten islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache an staatlichen Schulen. Allerdings würde jeden Dritten eine Moschee in der Nachbarschaft stören. 19 Prozent sind der Ansicht, Moslems hätten in Deutschland “nichts zu suchen”. Trotzdem gebe es “keine nennenswerte Aversion gegen Muslime”, so die Meinungsforscher.