Hans-Jochen Vogel für «Gottesbezug» in EU-Verfassung

Berlin (epd). Der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel hat sich für die Verankerung eines Gottesbezuges in der künftigen europäischen Verfassung ausgesprochen. Der EU-Konvent, der derzeit über die neue Verfassung berät, sollte eine entsprechende Formulierung der polnischen Verfassung aufgreifen, empfahl Vogel in einem Interview der Monatszeitschrift «Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte» (Mai-Ausgabe). «Dort heißt es, diese Verfassung beruht auf Werten, welche die einen aus religiöser Überzeugung und die anderen aus anderen Gründen als bindend empfinden», ergänzte der SPD-Politiker.

Die Formel aus der Präambel des deutschen Grundgesetzes, in der «Verantwortung vor Gott und den Menschen» gebe sich das Volk diese Verfassung, lasse sich nicht für die EU-Verfassung übernehmen, gab der frühere Bundesjustizminister zu Bedenken. Dieser Gottesbezug sei auch eine Antwort auf die NS-Zeit, indem auf eine höhere Verantwortung verwiesen werde.

Vogel widersprach dem Argument, die Kirchen hätten wegen der drohenden Minderheitssituation keine Alternative zu mehr Gemeinsamkeit. Die Kirchenzugehörigkeit sei zwar zahlenmäßig zurückgegangen. Dennoch stelle sich die Frage, wie viele Institutionen in der Lage seien, jeden Sonntag Millionen Menschen zu versammeln.

Es wachse wieder die Zahl der Menschen, die nach Orientierung und Werten suchten, so der Eindruck des Politikers: «Wenn Menschen mit Angst und Verzweifelung, Schuld und Vergebung konfrontiert werden, wenden sie sich nach wie vor in großer Zahl an die Kirchen.»