Paul Spiegel fordert Strategien zur Bekämpfung des Antisemitismus

München (epd). Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, hat wirksame Strategien zur Bekämpfung des Antisemitismus gefordert. Notwendig seien eine bessere Bildungspolitik, aber auch mehr Initiativen von Justiz, Polizei und Militär, sagte Spiegel am Mittwoch beim Jahresempfang des Evangelisch-Lutherischen Dekanats München. Antisemitismus müsse als Angriff auf die demokratische Solidargemeinschaft und nicht als Angriff auf Minderheiten verstanden werden.

Spiegel plädierte für Bildungsprogramme, die demokratische Strukturen vermitteln und eine Stärkung von Zivilcourage fördern. Vor allem jüngeren Menschen müsse politisches Engagement wieder schmackhaft gemacht werden, um ihnen zu zeigen, dass «Querdenken und Vordenken in der Gesellschaft gefragt ist und nicht als lästig und störend empfunden wird».

Mehr Engagement bei der Verfolgung antisemitischer und fremdenfeindlicher Aktivitäten forderte Spiegel von Justiz, Polizei und Militär. Rechtsextremistische Vorfälle in der Bundeswehr oder bei der Polizei gehörten beinahe zum Alltag. Diese Geschehnisse dürften nicht verharmlost, sondern müssten schonungslos geächtet werden.

Notwendig ist laut Spiegel ein permanentes Gespräch zwischen Juden und Nichtjuden. Dabei sollte die Mehrheitsgesellschaft lernen, auf Minderheiten zu hören. Es könne nicht angehen, dass Juden in der Wahrnehmung von Ereignissen als übersensibel oder übertrieben abgekanzelt werden. «Das ist eine arrogante und dumme Bevormundung», sagte der Zentralratspräsident.